Mein Laptop und ich sitzen auf meinem Bett und öffnen den Befundbericht der psychologischen Diagnostik, der freitags um 22:13 Uhr in meinem Postfach gelandet ist. Mündlich hatte ich ja schon Feedback bekommen (077), trotzdem halte ich die Luft an vor… weiß nicht. Drei Seiten Text, ich scrolle zur letzten Zeile und lese dort:
Auftrag war, die beiden Persönlichkeitsstörungsverdachtsdiagnosen – was’n Wort! – der Klinik entweder zu untermauern oder zu widerlegen. Die scheinen ja vom Tisch zu sein, dafür habe ich beim lustigen F-Diagnosenwürfeln – tadaaaaaa! – zwei völlig neue ergattert: F32.8 ist eine Erschöpfungsdepression (ähm, ja, ich bin zum Testzeitpunkt noch nicht mal zwei Wochen aus der Psychiatrie draußen mit dem Versuch, drei Monate Traumaexposition zu machen), F73.1 – schwerste Intelligenzminderung.
Und das ist der Moment! Das ist der Moment, in dem ich vor Lachen loskreische.
Das ist der Moment, wo mir die Tränen aus den Augen kullern und ich nach Luft japse. Das ist der Moment, wo die F-Diagnosen der Klinik und diese neuen einfach an mir abperln. Ich bin also offiziell schwerst intelligenzgemindert! Den Befund rahme ich mir ein und häng ihn mir in der Arbeit in mein Vorzimmer!*
*** Disclaimer: Dies ist kein reflektierter Beitrag, überlege gut, ob Du weiterlesen willst, wie mir der Kragen platzt. 🙂 ***
Liebe Psy-Menschen, wer soll Eure Meinung denn noch respektieren?! Ich spreche hier nur von jenen Psy-Menschen, mit denen ich die zweifelhafte Ehre hatte, in den letzten Jahren zu tun zu haben (alle anderen Psy-Menschen in der Welt da draußen fühlen sich bitte nicht angesprochen – ich kenne Euch und Eure Arbiet nicht; in chronologischer Reihenfolge):
- Liebe Frau Dr. K. und
- Herr Dr. (ich hab den Namen vergessen) und
- Herr Dr. S.,
- Frau Dr. IH,
- lieber PW,
- liebe RL1,
- liebe PK,
- BS,
- RL2 (mit ganz besonderem Kopfschütteln ) und
- MK,
- liebe MW (ein Elefant will Traumatherapeutin sein, eigentlich auch total lustig!),
- liebe brandneue Therapeutin (die permanente Probleme mit dem gesetzlichen Rahmen hat, mit ihr hat mein System angefangen mit seiner verzweifelten Täter-Helfer-Verwirrung),
- liebe BG (die diese Testung durchgeführt hat)
- – ich hab sicher einige von Euch ambulanten Lustigen erfolgreich verdrängt (Gott sei’s gepriesen!) –
es gelingt mir nach über 10 Jahren im Psy-Wesen leider überhaupt nicht mehr, Euch einen letzten Hauch ernst zu nehmen. Ich dachte, Ihr hättet Hilfe anzubieten, verzweifelt und zu Euch aufblickend bin zu Euch gekommen – mit der Anzahl der Kontakte hat sich meine Skepsis gesteigert. In 10 Jahren mit Euch habe ich 1000 Erfahrungen gesammelt: Ihr wart und seid nicht hilfreich für viel Geld – also schlichtweg überflüssig im besten Fall. Im schlechtesten wart und seid Ihr eine Bürde. Warum?
- Eure Diagnosen sind wie Tarot-Kartenlegen! Innerhalb von nur zwei Wochen kommt Ihr nicht mal dann auf dasselbe Ergebnis mit Euren pseudowissenschaftlichen Testverfahren und „Interviews“, wenn man Euch das Ergebnis der jeweils anderen vorsagt (Test bringt ein eindeutiges Ergebnis, das dann im Text irgendwie doch wieder anders dargestellt wird mit Argumenten, die gar nicht in den Diagnosekriterien enthalten sind… hä???). Das ist doch keine Diagnostik, das ist Diakomik!
- Eure Interventionen sind das reinste Chaos! Dr. K.s Behandlungsplan meines Erwachsenentraumas, das sie mit einer Depression verwechselt hat, mit einer geplanten Schwangerschaft 064 zu kurieren, sei hier nochmals erwähnt! Ist das nicht zum Schreien komisch?!
- Eure emotionale Kompetenz ist bühnenreif! Es ist Jahre her, aber ich werde nie vergessen, wie RL1 mich heulend in Empfang genommen und drauf bestanden hat, die Stunde dennoch zu halten. Profis am Werk, bitte mehr davon für 2 EUR die Gesprächsminute! Diese Stunde – in der ich ihre Tränen getrocknet habe – wollte sie mir verrechnen, eh klar. Hab ich das bezahlt? Ich weiß es nicht, aber vermutlich ja. (Was tatsächlich ein Beweis ist für meine schwerste Intelligenzminderung.)
- Eure Sorgfalt ist nicht vorhanden und Euer zwischenmenschliches Verhalten ein Trauerspiel! Geht in den Keller und schämt Euch eine Runde für Euren Berufsstand.
Drei dieser vier Punkte haben stationär noch weitere Untermauerung finden dürfen am Beispiel von Dr. V. und Dr. S. Wer überfordert ist, sprudelt neue F-Diagnosen oder Vorwürfe an die Patientin, die vorher schon nicht weiter wusste und nachher auch keinen Deut weiter wusste plus einen zwischenmenschlichen Konflikt mit heim nehmen darf. Mir reicht’s mit Euch.
Leider kann ich nicht mehr sagen: Solche Psy-Menschen sind traurige Einzelfälle. Sorry, geht sich mit meiner Liste nicht mehr aus. Und ich bin mir nicht sicher, ob sich das ausgeht, dass SW und KR es noch irgendwie rausreißen für Euren Berufsstand.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich bei der Diagnoseänderung zur DIS (F44.81) so viele Berichte von Gleichdiagnostizierten im Internet gefunden habe, die alle einen F-Diagnosen-Hürdenlauf hinter sich hatten, bevor man endlich bei der DIS landete: Gern verdiagnostizierte man sich Richtung Schizophrenie (F20.x) und bestimmter Persönlichkeitsstörungen: histrionische Persönlichkeitsstörung (F60.4), Borderline (F60.31) und schizoide Persönlichkeitsstörung (F60.1) kommen immer wieder vor. Meistens kamen diese „Diagnosen“ von Kliniken, den wahren Kompetenzzentren der Psychiatrie. Zu dem Zeitpunkt war ich durch meine Therapeutensuche (011 ff., sowie 022 Das verflixte siebte Mal und 083) der Meinung, dass ich gerade überdurchschnittlich viel Helfersch§$% aushalten muss – und war somit froh, dass ich zumindest diesen einen ausgelassen habe: Eine einzige Fehldiagnose habe ich zu verbuchen, dann bin ich schon in der Traumaschiene gelandet und dort geblieben bis heute. Aber jetzt! Ich hole auf! Endlich habe ich auch völlig unhaltbare Irrsinns-F-Kürzel vorzuweisen! Ich bin schwerst intelligenzgemindert*. Danke für die Blumen! Ist das nun eine diagnostische Beleidigung oder gibt’s dazu auch eine Sachebene?
Mündlich hatte ich ja schon berichtet (077), schriftlich weicht das etwas davon ab. Aber das bin ich gewohnt von Psy-Menschen: Sie sagen das eine und schreiben / tun etwas mehr oder weniger anderes.
Diakomik zerlegt
Fr. M. zeigt sich in der Untersuchungssituation kooperativ, sie kontrolliert aber auch aktiv die Umstände, indem sie über die Traumata nicht sprechen möchte oder z.B. aufgrund störender Computergeräusche einen anderen Arbeitsplatz wählt.
Les ich das verkehrt oder beschreibt das mein Verhalten irgendwie negativ? In meinem Beruf heißt das Empowerment Training – also dem Ausbauen von Selbstwirkasamkeit. Ist das für Psy-Menschen etwas Schlechtes? Das hätte man mir sagen müssen, denn für mich ist das etwas Gutes. Mit Geräuschen habe ich Probleme in schlechten Phasen, hatte ich auch gesagt. Vor der Wahl, an diesem Computerventilator sitzen zu bleiben oder mich mit einem Fragebogen auf die Bank in den Garten zu setzen, habe ich mich für den Blick auf herrliche Blumenbeete und Vogelgezwitscher entschieden. Das ist psychologisch höchst auffällig – muss in den Befund! Beschreibt meine gestörte Persönlichkeit! Ich konnte immer schon gut mein Umfeld für mich passend machen, aber es ist auch ein Therapieerfolg aus der Anfangszeit mit KR.
Therapieerfolg #2. Dass ich nicht mit jeder x-beliebigen Person im Erstkontakt nach Traumaland latsche, hat mir SW beigebracht. „Sie müssen gar nichts sagen, wenn Sie nicht wollen. Oder wenn Sie es nicht für sinnvoll oder hilfreich halten.“ Früher war ich nicht so; oder besser: Es passiert mir leider immer noch. Im Erstgespräch mit BS (Psychologin, keine Psychotherapeutin) 2017 habe ich mich damit völlig selbst zerschossen – Lernerlebnis eingesammelt! Das ist mir bei keinem weiteren Erstkontakt seitdem mehr passiert.
Na toll, da hat man mich gleich zweimal per Therapie in die Auffälligkeit behandelt? Stört mich das? Nö, denn nachher fühlt sich besser an als vorher.
In der Gesprächsführung fallen immer wieder [Anm. Persönlichkeitsakzentuierung nennend, aber keine Persönlichkeitsstörung] gefärbte Beschreibungen auf, nahe Menschen werden idealisiert geschildert.
*grübel* Wir haben einige wenige Sätze über meinen Mann gesprochen, den ich mit einer rosa Brille sehe, das ist korrekt. Einfach nur glücklich verheiratet wäre keine Erklärungsoption für einen Psy-Menschen? (Später am Telefon sagt sie, ich hätte meinen Mann, meine Arbeit und mein Kind idealisiert beschrieben, ansonsten würde ich aber keines der Anzeichen für eine solche Persönlichkeitsakzentuierung erfüllen (Anm. Idealisierung von nahestehenden Personen ist nicht mal Diagnosekriterium – hä?! Dass ich drei Monate lang auf alles drei verzichten musste – keine Erklärung für die vermeintliche Idealisierung?)
Und dann gibt’s da noch ein paar Fragen, da dachte ich echt, das sind Kontrollfragen:
Wenn man bösen Menschen zu sehr vertraut, könne man böse Überraschungen erleben.
Stimmt, das Kreuz hab ich so gesetzt. Im Gespräch hätte ich gefragt: „Definiere böser Mensch? Eigentlich gibt’s nur böse Handlungen, oder?“ Ich habe die Frage verstanden wie: „Ist von einer schwarzen Kuh ein schwarzes Kalb zu erwarten?“ Und ich habe das Kreuz bei ja gesetzt. Für einen Psy-Menschen ist diese Antwort so auffällig, dass es in den Befund muss.
Sie handle oft unüberlegt, wenn sie aufgebracht sei.
Jeder Mensch handelt unüberlegt, wenn er aufgebracht ist – auch ich. Wenn da gestanden hätte: „Wenn Sie aufgebracht sind, handeln Sie dann öfter unüberlegt als andere Menschen?“ – Da hätte ich eindeutig nein gesagt. Im Alltag bin ich ein sehr bedachter Mensch (in Therapiesituationen gibt’s mich auch ungefilterter – nach über 10 Jahren).
sie schätze manchmal falsch ein, wie ihr Verhalten auf andere wirke, wenn es um etwas Wichtiges gehe, würden Gespräche oft zum Kampf.
Ja, manchmal schätze ich falsch ein, wie mein Verhalten auf andere wirkt, vor allem, wenn mein Gegenüber ein Psy-Mensch ist. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass in der Kommunikation mit egal welchen Menschen Pannen passieren und meine nicht, dass ich immer eindeutig für andere zu interpretieren bin (das wäre ja narzisstisch, wenn ich das denken würde, oder?). Ist das auffällig?
Wenn es um etwas Wichtiges geht, werden Gespräche normalerweise zum Kampf – sonst war es nicht wichtig. Muss mein Bein amputiert werden – ja oder nein? Das Gespräch würde zum Kampf. Das ist doch eine Kontrollfrage, oder?!
ihre inneren Bilder oder Vorstellungen würden sie ängstigen, sie habe häufig er- schreckende Fantasien.
Ja, Flashbacks meine ich.
Für diesen Blogbeitrag werde ich mich heute in einem Monat schämen. Um das abzumildern, enden wir ihn mit etwas Positivem:
Abgesehen von den traumabezogenen Ängsten und Schlafstörungen ist Fr. M. durch das sehr disziplinierte Aufrechterhalten ihres Alltags und das ständige Coping in Bezug auf die 2017 wieder verstärkt aufgetretenen Traumasymptome erschöpft.
Wow, das hat sie schön gesagt. *nicken*
Psychologische Testung. Ist das wissenschaftlich? Man muss vorher Diagnosen mit dem Namen der Person, die diese erstmals vergeben hat, und Verdachtsdiagnosen angeben. Wie will man da einen Rosenthal-Effekt und Evidence by Eminence-Effekte draußen halten? Psy-Menschen, da draußen – wie erkärt Ihr Euch das? Irgendwie kommen alle meine Lieblingsexperimente zu Verhalten aus den 1960er Jahren… und Psy-Menschen 2018 ignorieren die einfach. Magst Du erzählen von Deinen Erfahrungen?
Achtung, die Fortsetzung dieses Artikels geht passwortgeschützt online. Mehr Infos dazu hier.
* Muss ich den Witz erklären? Es gibt drei Zahlen, die ich nicht mal meinem Mann verraten habe: 1. die Anzahl der Männer, die ich geküsst habe, 2. das Ergebnis meines Intelligenztests und 3. den Preis meines Brautkleids. Diese drei Zahlen kenne nur ich. Es ist wirklich lustig, wenn man das Ergebnis meines Intelligenztests kennt und neben diese neue Scherz“diagnostik“ legt… (und weil diese Pseudowissenschaftsfritzen ja bis heute nicht wissen, was sie bei einem Intelligenztest überhaupt messen… ein Doppeldeckerwitz…)
PS: Jemand anders aus ∑ich fühlt sich bedroht durch vier neue F-Diagnosen in so kurzer Zeit. Woher ich das weiß? Schlimme Schmerzzustände nach beiden Diakomik-Aktionen, schlafen jeweils nur mit Benzodiazepinen, beim Shiatsu wegdriften in Helferszenen aus der Klinik mit unkontrollierten Spannungszuständen in den Beinen. Sonst habe ich keinen Zugang (was genau ist bedrohlich? Wer aus ∑ich ist bedroht?) – aber allein das zu verstehen ist ein unfassbar großer Fortschritt im Vergleich zu heute vor einem Jahr (bei dem mir kein Psy-Mensch geholfen hat). Ich texte nach innen auf Dauerschleife: Wir sind die alle los. Alles ist wieder gut. Wir „behalten“ nur KR und die Fachärztin – und nicht mal die beiden sehen wir in nächster Zeit. Da sind nur P., weil sie (mein aus ∑ich) einziger Echtmenschkontakt ist, und die Ergo-Frau, weil wir die mögen. Wir gehen für sehr, sehr lange Zeit garantiert zu niemand anders mehr. Das kann ich fest versprechen. Es tut mir schrecklich leid, dass wir (die Geschäftsführer) euch (aus ∑ich) so vielen Menschen so wahllos ausgeliefert haben. Jetzt weiß ich, dass das ein Fehler war. Ich hab’s gut gemeint, ich wollte Hilfe besorgen, und es ist so viel schief gegangen und wenig Gutes dabei entstanden. Es tut mir so leid, aber jetzt wird alles wieder gut.
Oh je. Ich sag „wir“. Das darf ich nicht sagen, sonst legt mir das ein Psy-Mensch als Pluralis Majestatis aus – das ist dann ein Herrscherkomplex? Gibt’s eine Louis-Quatorze-Persönlichkeitsstörung? Aber die gilt ja eher für „L’état c’est moi!“-Menschen oder „Die Diagnostik bin ich!“-Psys.
Bildnachweis: pixabay / 12019
Hilfreiche Psy-Menschen zu finden ist ungefähr so wahrscheinlich wie ein Hauptgewinn im Lotto. Das ist leider eine traurige Tatsache. Aber kann es in diesem Fall nicht doch sein, dass sie sich „nur“ vertippt und F43.1 gemeint hat?
LikeLike
F43.1 ist ebenso angeführt, siehe Bild.
LikeLike
Ich wollte schon länger was zu dem ganzen Diagnostik-Drama schreiben, aber so langsam weiß ich nicht mehr, was ich dazu noch sagen soll – das ist völlig absurd! Auf so vielen Ebenen zugleich… ich habe auch schon einige Erfahrungen mit unpassenden Diagnosen gemacht. Es geht um Macht des Behandlers, um Deutungshoheit und nicht zuletzt auch um die Richtung, in die eine Behandlung verläuft, wenn man sich uneinig darüber ist, was denn los ist.
Man liest zwar immer wieder, dass Diagnosen nur Ziffern für die Kassen seien, aber das kann ich so nicht bestätigen. Es geht immer um eine Perspektive auf die Probleme und darum, wie diese verstanden werden. Und wenn die Perspektive falsch ist, kann das viel kaputt machen – meine letzte Therapie ging unter anderem darum völlig katastrophal zu Ende, weil ich irgendwann endlich herausfand, dass der Therapeut mir einfach mal eine abhängig-selbstschädigende Persönlichkeitsstörung angehängt hatte. Und ja – einzelne Diagnosekriterien für sich genommen und ohne Verständnis für den Kontext passen da. Also abgesehen davon, dass die Diagnose der selbstschädigenden Persönlichkeitsstörung grundlegned nicht mehr existiert, weil sie selbst in Fachkreisen als Unsinn gilt. Selbst, wenn man das außer acht lässt, bleibt aber die Perspektive über und…. vielleicht sollte ich selbst noch mal darüber bloggen, sonst wird das hier zu viel.
Ein Beispiel will ich aber geben: Ich empfinde mich im Kontext von Arztterminen häufig als machtlos und hilflos, will aber auf gar keinen Fall, dass jemand anders Entscheidungen für mich trifft. Wenn das wieder passiert, verstärkt das die Angst vor dem Ausgeliefertsein beim nächsten Mal und passiert erst Recht wieder. Das Gefühl der Hilflosigkeit kann man nun natürlich einer hübschen Persönlichkeitsstörung zuschreiben, wie es der Therapeut tat. Oder man betrachtet, dass ich nie gelernt habe, meine aufgrund des Autismus abweichenden Bedürfnisse in diesem Kontext richtig zu kommunizieren und daran oft scheitere und mir die Situationen darum entgleiten. Man könnte dann weitergehend bedenken, dass vieles an den Situationen Overloads auslöst, in denen ich nah an der Nonverbalität bin und dass viele Ärzte eh völlig blöd reagieren, wenn sie vom Autismus erfahren und mich dann nicht mehr ernst nehmen und dass beide Situationen tatsächlich zu Machtlosigkeit meinerseits führen. Man könnte außerdem noch mit einbeziehen, dass bestimmten Berührungen traumabedingt direkt zu Flashbacks und Dissoziation führen und damit erneut Situationen schaffen, in denen ich nicht normal handlungsfähig bin. Oder man sieht halt nur den Teil mit dem Gefühl der Hilflosigkeit, der Machtlosigkeit, der empfundenen Handlungsunfähigkeit, sieht, dass ich dann nicht aktiv entscheiden kann und macht eine selbstschädigende Persönlichkeitsstörung draus, weil ich ja auch anderen dann nicht erlaube, über mich zu entscheiden und somit gar nichts entschieden wird und ich weglaufe. Da fehlen dann zwar Trauma und Autismus im Bild, aber hey, wenn man jetzt gegen die Persönlichkeitsstörung einfach mal am Selbstwert und Selbstvertrauen arbeitet, geht das bestimmt weg. Oder halt auch nicht.
100 Therapiestunden und nein – gegen diese Probleme hat die Therapie überhaupt nicht geholfen. Und dass ich, als ich endlich nicht mehr so depressiv war dass ich nicht arbeiten konnte, tatsächlich arbeiten gegangen bin statt mich vom Therapeuten in die Behindertenwerkstatt stecken zu lassen, das war natürlich ein Erfolg der Therapie. (Also ja – der gegen die Depression, nicht der gegen eine nicht vorhandene Persönlichkeitsstörung). Insofern kann ich da nur zustimmen: Das Diagnosesystem ist an sich eine Katastrophe und einfach mal Diagnosen in den Raum werfen geht gar nicht.
LikeGefällt 3 Personen
Ich möchte mich ganz herzlich bedanken für diesen Kommentar, der auf großartige Weise ausdrückt, was auch ich mehrfach erlebt habe. … auch das, dass jeder Fortschritt der Erfolg des behandlers ist und jeder Misserfolg die Schuld der Patientin. Ich bin sehr sicher, dass weit mehr Persönlichkeitsstörungen als Disgnosen vergeben werden, als tatsächlich vorhanden sind, weil sie manchmal vergeben werden, weil der Behandler die braucht, und zwar nicht als Arbeitsgrundlage.
LikeGefällt 1 Person
unfassbar. ich lache mit und wüte mit. Mir fehlen die Worte und ich denk an eine dicke, fette Bombe. Und dann könnte ich vor Mitgefühl echt losheulen. Willst du´n Eis oder sowas? Kann man dich irgendwo auf ner netten Parkbank treffen und Gemeinschaft zelebrieren?
LikeGefällt 2 Personen
Liebe Pauline-s, das ist ein SEHR hilfreiches Angebot! Ja bitte, ein Eis für mich und Gemeinschaft zelebrieren. Ich freue mich riesig. Lass uns gemeinsam lachen. lg s.
LikeLike
Hallo S., mir schwillt da der Kragen! Wie kann so viel Inkompetenz in einer Berufssparte vertreten sein frage ich mich. Das ist nicht nur Inkompetenz in reinstform sondern eine bodenlose Unverschämtheit!
Es ist nicht so als hätte wir das auch schon erlebt und überall wo du hinhörst hörst du das gleiche. Wie kann das sein frage ich mich? So langsam komme ich aus der Ohnmacht (zumindest an manchen Tagen) raus und merke wie fassungslos und unendlich wütend mich das macht. In jedem anderen Beruf wären die schon längst arbeitslos!
Dass die Diagnosen auf dich nicht zutreffen weiß man schon wenn man dich liest.
Ich bin mir mittlerweile sicher es geht nur um Macht. Sich als toll darzustellen, Macht über andere auszuüben und sich dabei toll zu fühlen. Wie erbärmlich! Ich frage mich allenernstes ob man das einfach so über sich ergehen lassen sollte. Wie inkompetent und wirklich dumm dürfen Menschen in so einem Beruf sein frage ich mich? Anscheinend unendlich.
Ich finde nicht, dass du dich für nur ein Wort schämen solltest. Warum? Schämen sollten sich die die so etwas verzapfen und allenernstes jemandem anhängen wollen. Ich bin fassungslos und du bekommst von mir ein 👍👍👍 wegen mir hätte hier noch deutlichere Worte stehen können. Es beschreibt die Realität da draußen vor dem jeder die Augen verschließt. Respekt!!
Lisa
LikeGefällt 2 Personen
Wenn man den Befund liest, ist es Umgang mit erhobenen Daten, die einfach ein Scherz ist und nicht würdig einer Person, die auch nur eine einzige Unterrichtseinheit Statistik in ihrem Leben hatte. Der Befund sagt an jenen Stellen, wo die Zahlen erläutert werden, passabel etwas über mich aus; an jenen, wo sie (frei vor sich hin interpretiert) sagt er mehr über SIE aus als über mich. Ich bin zu technisch von meinem Hirn her, als dass bei mir da nicht fremdschämen anspringt, also echt. Die Art der Argumentation ist nicht schlüssig und einfach wirr.
Ich kenne das, was Du schreibst: Weniger Ohnmacht, dafür mehr Wut. Beides ist kein schönes Gefühl.
Jeder Mensch darf natürlich beliebig dumm sein, sein gutes Recht, das ist meiner Meinung nach auch überhaupt nicht das Problem. Das entsteht nämlich (wenn man so auf die Weltgeschichte schaut) erst, wenn dumme Menschen viel Macht bekommen. Und die Macht über Diagnosekürzel scheint bei einigen schon zu reichen, um ungeahnte Mengen Dummheit ausbrechen zu lassen. Wir hatten als Kinder Buschauffeure, die sich aufgeführt haben wie King of the Road (mitfahren verweigert haben, weil jemand den Schülerschein vergessen hatte, obwohl der Fahren die Schülerin JEDEN TAG gesehen hat und kannte). Als ich mich mal über solchen Machtsch§$% lautstark geärgert habe, sagte eine Freundin zu mir: „Lass doch das arme Würstel in Ruhe. Heute in 10 Jahren verdienen wir beide zusammen in einem Jahr mehr Geld, als der bis zu seiner Pensionierung noch verdienen kann. Der arme Depp hat nichts anderes als Schüler zu terrorisieren.“ Und sie hatte recht – für uns beide stimmt das vermutlich.
Na und jetzt führen sich halt andere auf wie die Kings of Diagnosekürzel auf… Machtsch§$% wohin man blickt. Menschen sind schon komische Tiere.
LikeLike
Ich bin ziemlich sprachlos, muss ich sagen.
Deshalb kann ich nur sagen: Ich werde alles versuchen, es mal besser zu machen – als angehende Psychologin (mit kritischem Blick auf das eigene Berufsfeld) und DIS-Betroffene.
LikeGefällt 2 Personen
Danke. Es wird wohl nicht sehr schwer sein, es besser zu machen als das. Nimm dir als Ziel, es auch nur einigermaßen gut zu machen, das ist schwierig genug. Lg
LikeLike
……bin fassungslos und wütend….UND kenn das alles.
Wir lassen uns nicht unterkriegen….weil wir HIER vieles lernen können….von den vielen Betroffenen……UND wir bleiben in Zukunft weg von solchen (Anm. Wort entfernt) …sorry ….das musste mal „gesagt“ sein!!!
Sonrisa …Du bist absolut klasse!
LikeLike
Ich muss echt sagen, ich bin gar nicht mehr wütend. Bei mir gibt’s einen Punkt, ab da wird das so lächerlich, da finde ich das echt nur noch LUSTIG und muss jedesmal innerlich losscheppern, wenn ich dran denke. Es verhindert halt, dass ich solche Leute ernst nehme – ich meine, wie schafft die Frau es noch, sich abends einzureden, sie hätte heute gute Arbeit gemacht – oder überhaupt irgendeine Arbeit gemacht??? Mir ein Rätsel. Sie wohnt nah genug, dass iwr uns bestimmt mal zufällig treffen – ich geh mehrfach am Tag an ihrem Haus vorbei. Wahrscheinlich kann ich mich nicht beherrschen, dann mit von weitem mit dem Finger auf sie zu zeigen und „INTELLIGENZMINDERUNG!!!!“ zu kreischen. Oder: „Manche Leute brauchen NARRENFREIHEIT, weil ernstnehmen leider nicht mehr mölgich ist!“ quer über die Straße oder so. Mal sehen. 😀
LikeGefällt 1 Person
Also die schwere Intelligenzminderung ist der Hammer! Erst war ich fassungslos, dann musste ich lachen und dann dachte ich mir, ich würde damit spaßeshalber nen Antrag auf 100% Schwerbehindert mit Kennzeichen Hilflos stellen und dann auch noch nen Antrag auf Pflegestufe. Dann würde es interessant… die ganzen ratlosen Gesichter zu den Widerspruch der Diagnosen in Bezug auf dein Berufsleben… sicher göttlich 😂😂
Und peinlich für die Diagnostiker 😂
LikeGefällt 3 Personen
Das glaube ich eben nicht, dass es jemals peinlich für den Diagnostiker wird. Das System ist ziemlich sicher, damit Kritik niemals durchkommt oder ankommt – inzwischen habe ich von der Frau eine Email (nachdem ich sie auf insgesamt 4 sachliche Fehler im Befund aufmerksam gemacht habe), in dem steht, sie würde sich von mir unter Druck gesetzt fühlen, den Befund zu ändern. Ähhhhm, ja, wenn man 4 Fehler findet und hinweist…? Wie hätte ich den Druck vermeiden können? Indem ich so einen Diakomikbefund unkommentiert annehme, oder? Anders als so hätte ich den Druck für die arme Frau wohl kaum verhinder können. lg s
LikeGefällt 2 Personen
…gut gemacht….mich würde es mal brennend interessieren,in welchem Alter denn Deine Diagnosesteller so sind????🤔
LikeLike
Alle „alt“. 😉 Alle über 50. (Wobei – wenn man so vorgeht, wie Psy-Menschen mir das nun monatelang vorgemacht haben: Auf einer Seite vom Pferd fällt man immer runter (bzw. wird man runtergeschubst) – dann kann man natürlich zu jedem Erfahrenen sagen: „Vorsicht, die Ausbildung liegt Jahrzehnte zurück, bin nicht sicher, wie viel Ahnung der/die hat von diesem Bereich, wo sich in den letzten Jahren so viel getan hat,“ und zu jedem frisch Ausgebildeten: „Vorsicht, hat noch keine Erfahrung, bin nicht sicher, wie viel Ahnung der/die hat.“
Ich hab schnell gelernt, gell? Ich hab jetzt ein Psy-Mensch-Introjekt ;-), das auf Knopfdruck thrapeutische Abwehrmechanismen sprudelt. Was für eine schönes Anwendungsbeispiel für die Sinnhaftigkeit von Täterintrojekten…)
LikeGefällt 1 Person
hallo liebe S 🙂
Ich musste genauso loslachen wie du, als ich die Diagnose der Intelligenzminderung gelesen habe. Ich dachte ich schmeiß mich vom Stuhl. So ging es mir übrigens im Januar in der Klinik, als ich den Brief gelesen habe, den mein behandelnder Arzt (wucher… kommen da Hasstiraden und Beschimpfungen von Innen O.o), geschrieben hat: ich las den Brief ziemlich neutral durch. Meine „Lieblingspflegerin“, saß daneben (mit der verstand ich mich wirklich gut). Und als ich dann das Wort „schwere depressive Episode“ gelesen habe, bin ich abgebrochen vor Lachen… mir kamen die Tränen und ich konnte mich kaum noch halten. Also wenn ICH schwer depressiv bin, was sind dann die „depressiven“ Menschen? (Anm. Vergleich entfernt) Ich fands zum Schießen und ich hätte gleichzeitig heulen können. Nicht, weil ich es als Beleidigung empfand, sondern weil ich so traurig darüber war, wie unverschämt (…) das Helfersystem ist. Sowas sollte nicht erlaubt sein, echt nicht.
Am liebsten würde ich diesen Eintrag echt an meine Klinik schicken, in der ich zuletzt war. Ich hätte alles, was du hier schreibst, nicht besser schreiben können. Und es tat SO VERDAMMT GUT das zu lesen. Das war sicher eines der besten Gefühle dieses Jahr. Ich musste so oft lachen. Weil du SO Recht hast. Du bist genial 🙂
Schämen wirst du dich für diesen Eintrag echt nicht. Gar nicht. Weil ich glaube, dass 90 % der Betroffenen und Lesern dir hier alles unterstreichen werden.
Ich wünsche dir alles alles Gute.
Mii
LikeGefällt 2 Personen
*edit: Schämen wirst du dich für diesen Eintrag echt nicht MÜSSEN.
LikeLike
Mann, was hatten wir für ein Glück, wenn ich das hier so lese :):):) Unsere Extherapeutin hat sich geweigert, überhaupt eine Diagnose zu stellen… Sie hätte keinen Bock auf dieses Schubladendenken. Als es dann allerdings um die Therapieverlängerung ging, wollte der Gutachter unbedingt ein psychiatrisches Gutachten, und die Psychiaterin hat uns dann angepfiffen und gesagt, es wäre nicht ihre Aufgabe, eine Diagnostik zu machen, sondern die unserer Therapeutin! Tja, was soll ich sagen… Unsere Verlängerung ging nicht durch, weder beim Obergutachter noch bei einem VT Gutachter, weswegen wir nun schon seit anderthalb Jahren ohne Therapeut dastehen.
Auch schön…
LG A
LikeLike
Ich habe die „schwere Intelligenzminderung“ googeln müssen und dachte, ich lese nicht richtig. Ist mir völlig schleierhaft wie das zustandekommt und was das mit euch zu tun haben soll. Man, man, man. Ich habe bislang bloß die Erfahrung in einer Klinik gemacht, in Ecke gedrängt worden zu sein, die meine Probleme nur sehr bedingt widerspiegelt. Und dann wurde Druck ausgeübt. Wenn dieses und jenes passiert, müsse ich die Klinik umgehend verlassen. War als Behandlungsgrundlage jetzt auch nicht so optimal.
LG
LikeGefällt 1 Person