Jetzt im Nachhinein erscheint mir mein Aufenthalt auf der „Traumastation“ – wenn man es stark überzeichnet formulieren will – wie eine Mischung aus Arbeitslager für Innenarbeit und Spielhölle.
Das Mindset dort war so, als könnte man sich sein Heil erarbeiten… durch Achtsamkeitsübungen, Morgenrunden und was sonst noch so im Stundenplan stand… oder angefixt wie im Glückspiel geht man immer wieder hin, zur Einzeltherapie: Nächstes Mal werde ich gewinnen! Es wird mir besser gehen! Ich erinnere mich drei Jahre danach hauptsächlich an diesen Stress: in drei Monaten „so viel wie möglich“ schaffen zu müssen, so viel wie möglich vom Trauma „abzuarbeiten.“
Aus heutiger Sicht: Es hat nicht geklappt. Ich habe mein Trauma dort nicht durch Imaginationen oder Therapiestunden „weggearbeitet“. Im Nachhinein verstehe ich, dass dieser Frust, diese enttäuschte Hoffnung mich so suizidal werden hat lassen, wie nichts anderes bisher Erlebtes. An diese Gefühl erinnere ich mich gut. Schrecklich. Mein Insgesamtgefühl zu meiner Zeit dort heute ist: skurril, frustig, nebelig, parallelwelthaft.
Beim Autofahren hören mein Mann und ich einen Podcast. Lena Hoschek sagt, reich und berühmt werden, wären ihre Jugendziele gewesen. Ich sage zu meinem Mann: „Ich hätte mir mein Leben anders vorgestellt… beruflich! Nie hätte ich gedacht, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung meinen Lebensunterhalt sichert.“ Mein Mann zählt mir dann immer auf, was ich alles erreicht und geschaft habe: beruflich. „Trotzdem“ sagt er nicht. Dafür bin ich ihm dankbar. Er findet, dass mein Erreichtes nicht in Relation gesetzt werden muss zu einem Mental-Health-Issue, er findet, dass das ganz für sich und absolut super ist.
Reich und berühmt wollte ich nie werden, aber mein Jugundziel wäre gewesen, dass ich auf Erreichtes stolz sein kann. Nun habe ich kein Leben in Stolz, dafür eines in Dankbarkeit, denke ich bei mir. Und merke im selben Moment, dass das noch wertvoller ist.
Der Rahmen des Lebens. Früher war die Frage: „Was muss ich für meine Genesung tun, um ein normales Leben (nach außen) zu führen?“ Jetzt ist die Frage: „Was muss ich tun, um ein normales Leben (im Innen) haben zu können?“ Der Unterschied im Alltag ist riesig! Wie eine andere Welt. Früher war der Rahmen der min-40-h-Woche, meine Aufgaben als Mutter und Ehefrau, im Haushalt und im Umgang mit Freunden fest vorgegeben. Und ich habe mich dorthin gestrampelt, zu dem Preis, dass Suizidvisionen meine Alltagsbegleiter (108) waren, und zwar täglich. Das war mal mein „normales Leben“! Inzwischen ist der Rahmen meines Lebens die Erhaltung von innerer Ruhe (einigermaßen jedenfalls, aber bis auf ganz wenige Ausnahmetage im Jahr ohne Suizidimaginationen). Ich freue mich über das, was geht innerhalb dieses Rahmens des psychischen Wohlbefindens, und versuche nicht mehr die Grenzen auszuloten. Mir geht es so viel besser. Ich bin so dankbar, dass ich dieses Leben nun haben darf.
Kommentar? Gern!
Vielen Dank für diese Gedanken. Sie spiegeln genau das, was ich aktuell fühle & ich sehe dich. Nie hätte man gedacht, dass man einmal eine kleine Rente mit Mitte 30 bekommt, sondern wie „alle anderen“ einen vollen Job hat, das Mamasein wuppt, die eigenen vier Wände baut und und und. Aber das gibt es eben alles nicht. Und mich haben in all der Zeit, in der ich versucht habe dem Bild zu entsprechen, Suizidgedanken verfolgt. Aber die Ruhe im Inneren ist so wichtig. Niemand macht dein Wohlbefinden zur Priorität, wenn du es nicht selbst tust. Ich bin dankbar für all das, was ich habe! 🙂 Verstehe dich so gut. LG
LikeGefällt 2 Personen
Hallo Suzi, danke für Deine Worte. ❤ lg s.
LikeLike
Wie wahr! Wir haben außerdem diesen Hype um positives Denken gehasst, weil wir genau zu dieser Zeit schwer krank waren. Irgendwie bekommt man das Gefühl, man sei selber Schuld an seinem Elend. Und den Anderen erspart es, genauer hinzusehen.
Auch wir sorgen heute für uns und haben zum Glück Menschen an unserer Seite, die uns genau so akzeptieren.
Ja, Dankbarkeit und Achtsamkeit eröffnen auch uns eine bessere Welt.
Danke für deine Gedanken!
LikeGefällt 2 Personen
Ich war eine Zeit lang in einer Tagesklinik. Aus anderen Gründen als meinem Trauma, aber ich fand es dennoch unendlich schrecklich dort wegen der Oberärztin. Die war nämlich der Überzeugung, dass man nur lang und intensiv genug an meinem Trauma arbeiten muss (ich hatte die Frau zuvor nie getroffen oder mit ihr kommuniziert, jedoch hielt sie sich für kompetenter was das angeht als meine jahrelange Therapeutin) und wenn wir das Trauma dann fein aufgearbeitet haben, gehen alle meine anderen Probleme auch weg.
Das hat mich auch sehr aus der Bahn geworfen, und ich bin schnell in dieses „möglichst viel Machen, nur damit werde ich wieder richtig gesund“ geworfen. Ich habe das Gefühl, das ist leider oft das Problem bei solchen Stationen/Kliniken. Es ist oft mehr ein Antreiben als ein Mit-dem-Trauma-Sein, und auch mal Pausen machen dürfen.
LikeGefällt 2 Personen
Hallo lake, tut mir leid zu hören, dass Du dort an eine solche Oberärztin geraten bist… sicher schwierig… „Pause machen“ – hm… Ganz ehrlich, eine sogenannte „Traumaklinik“ wäre der letzte Ort auf Erden, wo ich eine simple Pause machen würde wollen. Ich war dort schon „zur Behandlung.“ Pause würde ich machen am Toktokie-Trail in Namibia, beim Wanderreiten durch irgendwelche Wüsten oder Wälder oder auch einfach in meinem Garten, wo ich sicher fühle. Überall, wo med. Personal ist, ist garantiert für mich keine Pause angesagt… Ganz lieben Gruß, s.
LikeLike
Ich habe erst soviel lernen können, als ich nicht mehr nur mich im Fokus hatte…. Heute sehe ich es so, dass ich bedaure, dass ich soviel Zeit mit Trauma etc. verbracht habe…. aber ich habe es wohl gebraucht und vergebe es mir.
LikeGefällt 3 Personen
Hallo, ich habe vor Kurzem Deinen Blog entdeckt und schon viele Anregungen gefunden, über die ich sehr dankbar bin. 🙂
Zum Thema dieses Beitrags:
Würdest Du aufgrund Deiner Erfahrungen also von einem Aufenthalt auf einer Trauma-Station abraten? Ich stehe noch sehr am Beginn mit allem und mir wurde das empfohlen. Ich bin diesbezüglich aber sehr ängstlich …
LikeGefällt 2 Personen
Liebe/r Djodjo, schön, dass Du hergefunden hast! Willkommen! Magst Du mir sagen, was Du bisher aus dem Blog hier am hilfreichsten fandest? Für mich ist das immer nett zu wissen, um zukünftige Beiträge in jene Richtungen auszurichten, die hilfreich sind.
Zu Deiner Frage: Die kann ich so leider nicht beantworten, weil wir uns nicht kennen. Ich würde keinesfalls JEDEM von einem Aufenthalt auf IRGENDEINER (oder „meiner“) Traumastation abraten, abr genauso wenig würde ich JEDEM zu einem solchen Aufenthalt grundsätzlich raten. Ich überlege gerade, ob mein heutiges ∑ich meinem 2017-∑ich davon abraten würde – und ich denke wohl eher ja: Ich würde 1. jedem zu Events abraten, die klaren kauselen Zusammenhang haben zu einem Suizidversuch. 2. muss ich sagen, dass die Benefits von dort verschwindend gering waren, 3 Jahre im Nachhinein gesehen. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass ich dort gelernt habe, dass andere traumatisierte Menschen nicht gefährlich für meine Stabilität sind (wie mir das davor immer wieder von Fachleuten und deren „Fachliteratur“ suggeriert wurde) – ich bin sehr froh über die Selbsthilfegruppe, die ich gleich im Anschluss an den Aufenthalt in der Klinik gefunden habe. 3. ging ich mit so viel Durcheinander im Kopf und einfach Systemschäden aus der Klinik raus… erschreckend und bemitleidenswert – in der Retrospektive. Und das war nicht traumageschuldet, sondern tatsächlich von den Mitarbeitern dort so gemacht/verschuldet. Für mich persönlich – und das wusste ich schon vorher! – war klar, dass mich ein Klinikaufenthalt von vielen Energiequellen, die ich in meinem normalen Alltag habe, abschneiden wird. Auslöser fürs Hingehen in die Klinik war, dass ich ein Jahr lang keine Therapeutin für Psychotrauma im 1h-Umrkeis gefunden hatte trotz intensivster Suche und üebrall kommuniziert hatte: „Es ist völlig egal, was es kosten wird!“
Wem würde ich raten, stationäre Therapie zu machen? Allen, die aus ihrem Alltag raus müssen, um sich besser zu fühlen (häusliche Gewalt, Sucht, Betreuungsverpflicthungen gegenüber Kindern oder Eltern) auf jeden Fall! Ich kam mit einigen klaren Aufträgen in die Klinik, und davon wurde eigentlich keiner „abgearbeitet“: Meine körperlichen Probleme bestehen oft aus Magenschmerzen – da haben wir in 3 Monaten keine Ursache gefunden (Allergien? Unverträglichkeiten? Da wurde zwar eine Diätologin drauf angesetzt, aber die meinte am Ende nur: weiter vegan essen wie bisher, aber keine Veränderung). Ich hatte gebeten, dass ein Psychitater über meine Medikation drüber schaut und da ggf. was optimiert – da wurde jede Menge raufdosiert in der Klinik, aber keine Medikamentenwechsel. Dieses Task hat sich dann meine neue niedergelassene Psychiaterin vorgenommen – und das ist nun viel besser als vorher! Da wäre also schon noch Spielraum gewesen. Ob ein stationärer Aufenthalt sinnvoll ist, hängt auch von Deinem Tagesablauf und Deinen Zielen ab: Ich war dort eine der wenigen Arbeitsfähigen und vom funktionalen Standpunkt her eher „der Star“ – dabei wurde nicht so recht gesehen, dass es mir echt dreckig geht gerade. Wenn jemand sehr wenig sozial eingebunden ist, dann ist ein Klinikaufenthalt sicher auch keine schlechte Idee, weil man in diesem Mikrouniversum gut anknüpfen kann. Für alle Patienten in meiner Klinik war recht belastend, dass es nur Mehrbettzimmer gab (bis auf ein einziges Einzelzimmer) – und es keine Rückzugsmöglichkeit gibt- für 12 Wochen. War das nun irgendwie hilfreich für Dich? Wie wären Deine Ziele für einen Klinikaufenthalt und wie ist Deine momentane Situation? lg s.
LikeGefällt 2 Personen
Liebe Sonrisa,
danke für Deine ausführliche Antwort. Ich nenne einfach mal ein paar Nummern zu den Sachen, die ich besonders nützlich oder inspirierend fand, in denen ich mich sehr wiedererkannt habe, die einfach gut taten zu lesen oder die mich motiviert haben: 002, 007/008/009, 014, 023, 025/026, 017, 032, 047, 049, 052, 054, 108, 163, 240, 249, ohne Nummer: „Interview aus Leserfragen: Mein LEBEN buchstabiert sich verkehrt herum: NEBEL“, „Akutpsychiatrie Tag 8: Momentaufnahme des Lebens“. Das waren sicher nicht alle.
Ja, danke, hilft! Dein Erfahrungsbericht bestätigt, was man immer wieder liest über Schwierigkeiten, aber irgendwie ohne unsere Krankenhausangst weiter zu füttern und auch mit ein paar guten Argumenten pro Trauma-Klinik. 😉
Bisher gibt es noch nicht so richtig konkrete Aufträge oder Ziele; eher den Gedanken, dass das in Langzeittherapie mit einer Stunde pro Woche nicht alles reinpasst, was bei uns los ist. Dass wir viel mehr Hilfe und Schutz brauchen, um uns zu sortieren und alles, was so „aufgeploppt“ ist, irgendwie zu „lagern“ oder aufzuarbeiten.
Unsere Situation könnte man kurz beschreiben mit „Triggerkette beamt Bagger in unser Hirn“. Bei uns kam der Bagger (um mit Deinem Bild zu sprechen) einfach von selbst (fast) aus dem Nichts. Keine Zeit, uns Stabilität zu verschaffen, Skills anzueigenen, irgendwas. An unsere Kindheit erinnern wir uns nicht, so tief hat der Bagger noch nicht geschürft. Aber das, was er zutagegefördert hat, reicht voerst auch schon dicke. Jedenfalls gibt es jetzt einen großen Haufen Trauma-„Abraum“ und der muss irgendwohin. Tresor-Übung, Screen-Technik, Wegskillen hin oder her. Es dauert ein Weilchen, dann ist alles wieder da. Andererseits. Man wartet mitunter eh zwei Jahre auf einen Platz. Wer weiß, was in zwei Jahren ist … Ob ich dann die Müllabfuhr noch brauche.
Es gibt bei uns Leuties, die haben sehr große Angst vor Krankenhäusern – wahrscheinlich eine Trauma-Sache für sich, wenn ich den Bildern in meinem Kopf Glauben schenken darf. Psychiatrie oder Traumaklinik oder irgendetwas in die Richtung stellen sich hier alle noch viel schlimmer vor. Seit die Thera das vorgeschlagen hat, haben wir regelmäßig Spritzen- und Zwangsjacken-Albträume. In der Realität weiß ich, dass man so ohne Weiteres keine Zwangsmaßnahmen erleidet, jedenfalls rede ich mir das ein und will bitte auch keine gegenteiligen Äußerungen hören. 😉 Aber was ist diese Realität schon für die von uns, die irgendwo in Traumata und Angstzuständen festhängen.
Unser Standpunkt zu der Trauma-Klinik-Sache ist also: Eigentlich brauchen wir die Hilfe, am besten bald, weil Trauma-„Abraum“ abtransportiert oder umdeponiert werden muss und wir hoffen, dass die das da können bzw. uns dabei unterstützen. Andererseits will da niemand hin, weil ANGST. VIEL ANGST.
Liebe Grüße von unserem Team, DjoDjo
LikeLike
Hallo Djodjo,
au Mann! Ich kann mich da so identifizieren mit dem, was Du schreibst! Dieses innere Gezerre Krankenhaus-ist-gut! gegen Krankenhaus-bloß-nicht! Auch die Albträume – gerade heute hatte ich wieder einen… Fazit: Die Krankenhaus-Albträume wurden durch solche Aufenthalte nicht weniger, sondern mehr, was ich auch logisch finde, weil wieder frische „Tagesreste“ da sind, die in Albträumen beackert werden.
>Bisher gibt es noch nicht so richtig konkrete Aufträge oder Ziele; eher den Gedanken, dass das in Langzeittherapie mit einer Stunde pro Woche nicht alles reinpasst, was bei uns los ist. Dass wir viel mehr Hilfe und Schutz brauchen,
Exakt das war auch bei mir das Argument pro Traumaklinik – wobei die Station, auf der ich war, als Voraussetzung hat, dass man an der Exposition arbeitet. Wer noch in Gewaltstrukturen lebt ODER Suchtthemen hat ODER akute Selbstverletzung macht, muss auf eine andere Station. Und mein klares Fazit ist: Diese Station in dieser Klinik konnte genau DAS nicht leisten. Sie funktioniert für mich (und auch die anderen Patient_innen, die dort seit bis zu 10 Jahren jährlich 3 Monate einchecken) nicht als Überlauf-Auffangbecken für das, was ambulante Therapeuten für „zuviel“ halten.
Ich würde jedem raten, VORHER genau zu checken, wie viel mehr „an Müll“ in einer stationären Situaiton tatsächlih rein passt. In meinem Land ist es grundsätzlich 45 bis 50 min pro Woche stationäre Einzeltherapie, plus ganz viele Gruppenangebote (die sind definitiv nicht zum Müll abladen da!). Leisten konnte ich mir zu Spitzenzeiten vier Einzeltherapiestunden pro Woche ambulant. Also Vorsicht – unbedingt vorher klären.
> Unsere Situation könnte man kurz beschreiben mit „Triggerkette beamt Bagger in unser Hirn“. Bei uns kam der Bagger (um mit Deinem Bild zu sprechen) einfach von selbst (fast) aus dem Nichts. Keine Zeit, uns Stabilität zu verschaffen, Skills anzueigenen, irgendwas.
Gibt es bisher irgendetwas an Skills, das Dir in diesen Baggersituationen ODER mit den Krankenhaus-Albträumen hilft? Wenn ja: Was?
>Tresor-Übung, Screen-Technik, Wegskillen hin oder her. Es dauert ein Weilchen, dann ist alles wieder da.
Jap, genau das ist auch meine Erfahrung – und zwar vor UND NACH der „Traumastation.“
>Jedenfalls gibt es jetzt einen großen Haufen Trauma-„Abraum“ und der muss irgendwohin.
Den Gedanken kann ich total nachvollziehen! Drei Jahre danach frag ich mich: Wohin ist mein Haufen denn? Ist der noch da? Ist der irgendwo hin? Ich würde sagen, er ist noch da, aber nicht mehr direkt vor meiner Nase. Er ist ein bisschen von mir weggerückt und an normalen Tagen weiß ich zwar, dass der Haufen da ist (denn das hatte ich ja vor 15 Jahren, dass ich das Kindheitsding wieder komplett „vergessen“ hatte), aber in meinem Leben gibt es auch noch andere Dinge. Und die gibt es durch Entlastung. LEIDER (extrem leider!!!) scheint es bei mir nur so zu gehen, dass ich mich sehr stark entlasten muss (z.B. hab ich keinen 40h-Job und die letzen beiden Jahre jeweils über 100 Krankenstandstage), damit ich nicht wieder „chronisch suizidal“ genannt werde (und leider auch bin). Ich denke, die Zeit hat meinen Haufen ein bisschen von mir entrückt – auf gute Art. Und nicht die Klinik. Und das konnte die Zeit nur tun, weil ich eben nicht krampfhaft den Deckel drauf gehalten hab (Tresor usw).
>Psychiatrie oder Traumaklinik oder irgendetwas in die Richtung stellen sich hier alle noch viel schlimmer vor. Seit die Thera das vorgeschlagen hat, haben wir regelmäßig Spritzen- und Zwangsjacken-Albträume.
Auch da kann ich nur von mir reden: Ich habe in 2 mehrwöchigen Akutpsychiatrie-Aufenthalten und einem mehrmonatigen „Traumaklinik“-Aufenthalt niemals irgendein Medikament gegen meinen Willen bekommen. Mit meiner skeptischen Haltung gegenüber Psychopharmaka wurde in der Akutstation SUPER umgegangen, alle Fragen beantwortet, mir Zeit gegeben zum Nachdenken, also echt PERFEKT. Zwangsjacke habe ich noch nie angehabt, und sie auch nie gesehen an anderen Patienten.
>Unser Standpunkt zu der Trauma-Klinik-Sache ist also: Eigentlich brauchen wir die Hilfe, am besten bald, weil Trauma-„Abraum“ abtransportiert oder umdeponiert werden muss und wir hoffen, dass die das da können bzw. uns dabei unterstützen.
Ich frag Dich das als Krankenhaus-Phobikerin: Wie kommst Du drauf, dass ausgerechnet in der Klinik der Platz ist, wo „abtransportiert“ wird und nicht „neu nachgeladen mit neuen Krankenhauserfahrungen“ – meine waren ja nicht so toll, ich hab ein Jahr gebraucht, um die Schäden aus dem Aufenthalt „abzutransportieren“. Aber vielleicht läuft das bei Dir ja besser. Würde es Dir wünschen! LG s.
LikeGefällt 1 Person
Also ich glaube, uns hätte es geholfen, wenn die Ziele, die wir erreichen sollten oder bearbeiten wollten, mit unserer Psychiaterin und/oder ambulanten Psychotherapeutin vorher ausgearbeitet worden wären… hier haben sich so einige so gar nicht darauf vorbereitet gefühlt und ich von uns glaube, dass dies das Hauptproblem war und wir deshalb die Behandlung abbrechen mussten.
Ich würde glaube ich auch nach den Verhaltensregeln fragen… also ob Arme abgedeckt werden müssen, wie das mit Belastungserprobungen ist und wie die Regeln da sind. Wir haben erst erfahren, dass ein jeder von uns ausschließlich „Ich“ sagen darf, als wir schon da waren und auch, dass nur mit Erwachsenenanteilen gearbeitet wird – das ist dann etwas blöd, wenn jemand im Alltagsteam ist, der nicht erwachsen ist. Wobei wir da nicht viel Erfahrung haben und nicht wissen, ob alle Kliniken so arbeiten…
Einzelzimmer fanden wir auch sehr hilfreich – so konnten wir uns zurückziehen. Auch wenn man sich mit den Mitpatienten versteht, will man nicht unbedingt, dass diese mitbekommen, wie es einem manchmal geht bzw. für diese ist das bestimmt auch mitunter sehr schwer.
Wünschen da viel Glück und viel Erfolg 🙂
LikeGefällt 1 Person
Hallo DISsenseME,
ich bin gerade etwas erschüttert beim Lesen… vielleicht habe ich falsch verstanden? Vielleicht magst Du mir antworten, damit ich richtig verstehe…
Es gab in der Klinik eine Verhaltensregel, dass Du die Arme bedecken musst? Welchen Sinn hat das? Für Dich? Fürs Personal?
Was sind Belastungserprobungen? Stelle ich mir das richtig vor, dass man jemanden absichtlich triggert, um zu erforschen, was dann passiert?
Welchen Sinn haben Sprachregelungen jeder Art? (ich-sagen) … für Dich? Fürs Personal?
Welchen Sinn hat es für Dich, dass das Personal den Kontakt mit Innenkindern verweigert? Bei mir war es immer eher umgekehrt, dass das Personal die gerne treffen wollte, und mir das super unangenehm war – also freiwillig ein Innenkind vor Publikum – NOOOO!) … und da hatte ich immer das Gefühl, die Motivation dahinter ist Neugierde. Grusel…
Alles Liebe, s.
LikeGefällt 1 Person
Grüße A. hier – pass beim lesen auf dich auf – einfach weil jeden was anderes triggert und ich bin da nicht der sensibelste.
Wir haben von unseren Katzen mehrere kleine und wenig, aber dennoch sichtbare Narben und uns hat vor der Klinik keiner gesagt, dass wir die abdecken sollen zum Schutz anderer Patienten. Einige dünne und kaum sichtbare von keine Ahnung wem von uns. An sich kein Problem – wir haben dann ein paar (saubere) Socken zerschnitten und haben die um die Arme getragen bis Stulpen da waren. Aber wäre trotzdem besser gewesen, hätte uns das einer früher gesagt. Total ***, wenn wir da genauer drüber nachdenken, dass wir da nicht dran gedacht haben, dass das für andere triggernd sein kann und das auch noch von Mitpatienten gesagt bekommen, weil die sich über ihre Stulpen austauschen. Das war mega peinlich für uns.
Belastungserprobungen werden die Wochenenden genannt, wenn man von Samstag bis Sonntag nicht in der Klinik, sondern im vertrauten Umfeld ist. Da soll man dann ja anwenden, was man gelernt hat (Skills und so – hat die Host auch fleißig gemacht. So ist das, wenn man außen Fachleuten mehr glaubt, als den Leuten im Innen – also nicht, weil man nicht weiß, ob man dem/der Innen glauben kann, sondern weil das ja Fachleute sind. Sorry bin da echt etwas down).
Was die Trigger und die Absicht angeht, da sind wir uns hier nicht einig. Die Einen vertreten die Meinung, dass wir mit Absicht getriggert und unter Druck gesetzt wurden. So Richtung: das sind Fachleute und die müssen wissen, was sie tun und wenn sie das wissen, dann machen die das mit Absicht.
Ich denke auch, dass die einfach nur wissen wollten, was passiert, wenn sie sich so und so zu uns verhalten – und das soll die beste Klinik D für DIS sein??? Die gehen immer noch vom Bild aus, dass keiner der Viele ist, dies vor den Ärzten wissen kann – das haben sie nicht gesagt, aber ich denke, dass sie das denken.
Die Verwechseln bloß, dass der/die Host meist bloß keinen Namen dafür hat und das als normal kennt, wie er/sie das erlebt.
Alles was ein Host braucht, um das zu erkennen: 1. Mut hinzusehen (ok ist viel verlangt) und Interesse (für sich wohlgemerkt, garnicht so für die anderen im Innen – ich muss etwas zynisch grinsen, sorry), für ihn/sie mindestens logisch vertrauenswürdige Menschen – also ohne Vorteil für sich durch das, was sie von „dem Verhalten der Person“ berichten (zu finden in Mitpatienten, die man vorher nie gesehen hat und wahrscheinlich nie wieder sieht), und klar: andere unabhängige „Ich“ im Innen.
Oder: Eine Notsituation – Überforderung, in der die/der Host im Innen landet, solange einige diskutieren, was denn gemacht werden soll. Und dann vor lauter Ratlosigkeit im Innen jeder einfach mal darauf los probiert, was hilft – unsere Host war mutig genug, hinzusehen. Inzwischen finde ich das ganz gut, dass sie es so rausgefunden hat. Hat sie es wenigstens von uns und nicht von einem anderen im Außen erfahren.)
Die anderen vertreten die Meinung, dass auch Fachleute Fehler machen und was da noch so drinnen an Entschuldigungs-Äußerungen zu finden ist – vornehmlich dass da auf dem Zettel für die Ärzte stand „Abklärung Multiple Persönlichkeit“ und nicht „Behandlung Multiple Persönlichkeit“. So ist das, wenn wir ehrlich sind und vor Fachleuten sagen, dass wir Viele sind. Wenigstens haben wir es geschafft eine ambulante Therapeutin zu finden, die sich damit auskennt und unserer Host immer wieder sagt, dass sie ihrer eigenen Wahrnehmung von uns trauen kann.
Vor- oder Nachteil:
Das Ich-sagen ist totaler Mist für jeden von uns gewesen. Ging in die Richtung „andere könnten Angst bekommen, weil das so selten ist“ und wörtlich „sie drängen sich anderen damit auf, wenn sie wir sagen“.
Das ich von uns nicht lache, jede/jeder zweite korrigiert „wir“ in „ich“ und ich persönlich von uns hab mindestens zwei Mal gehört, wie dann zwischen Patienten gesagt worden ist „hey es ist kein Problem, sag ruhig wir, dann wenn es für dich passt“. Haben wir nicht gemacht, die Host wollte ja bei der Therapie wirklich mitmachen und wir, soweit wir uns und sie kennen, wollten ja, das sie bekommt, was sie braucht, um hoffentlich auch die letzten Zweifel los zu sein, ob es uns nun gibt oder nicht.
Ende vom Lied: sie hat uns kaum noch wahrgenommenen und jeder von uns hat Probleme bekommen, sich Hilfe von Innen zu holen. Wenn ich halt ich sage, dann meine ich auch mich und nicht die anderen oder das, was wir verabredet haben. Wenn man gegen Absprachen verstoßen muss (keine Sorge, nichts schlimmes – hab eine Zigarette vor Fluses Mann im Wagen geraucht – also maximal unangenehm), um deutlich zu machen, dass was so richtig schief läuft. Zeigt aber ihr in etwa, wie gut es zumindest mir im System tat, durchgängig „ich“ zu sagen. Und frag mich nicht, wie oft ich versucht habe, die Host zu erreichen… habs nicht gezählt.)
Dass man nur mit Erwachsenen arbeitet – wenn du mich von uns fragst, hat für uns gar keinen Sinn – außer dass das Personal dann in die Verlegenheit gekommen wäre, einen von den Älteren rufen zu müssen oder ein Kind nicht aus den Augen zu lassen. Denn um die Kinder im System wollen wir uns im Team kümmern und wollen garnicht, dass sie von anderen im Außen beeltert werden – das ist ein heiden Aufwand jedesmal abzuchecken, wie vertrauenswürdig jemand ist. Bei uns gibt es nur 2 Personen die dann die Kinder trösten dürfen – der Mann von Fluse und die andere Person tut hier nichts zur Sache. Es sei so viel gesagt: Viele kennen sie über Jahrzehnte und sie gehört (geprüft) nicht zu den Tätern – sie unterstützt die ambulante Therapie.
Ich sehe da ein anderes Problem – wir kennen noch nicht alle und da können auch Kinder drunter sein. Also wie sollen denn wir das machen, wenn wir nicht alle kenne und nicht alle erreichen… und wie soll das denn für einen von uns möglich sein, wenn wir als Team schon nicht weiter kommen. War einer der Hintergedanken, dass man da uns helfen kann, uns zu gegenseitig zu erreichen oder wenigstens keine äußere Notsituation entsteht, wenn wir uns Innen um uns kümmern. War wohl zu viel verlangt. Da sollen wir uns mit darum kümmern, dass das Personal nicht überfordert wird. Nicht falsch verstehen – Klar sind das Menschen und so – aber auch die sind ja nu nicht alleine. Und ich wäre auch bereit gewesen rausgetriggert zu werden, wenn die im Außen anders an uns vom Team in der Situation nicht rangekommen wären – aber da kamen wir garnicht zu, unsere Strategie zu besprechen.
Grusel, du sagst es. An die Kinder sollte keiner ran, der nicht geprüft ist. Restrisiko bleibt bis wir alle kennen. Ich weiß, finde ich auch ***.
Bisher ist nur eine der Kinder aktiv außen und die übernimmt schon ewig auch Erwachsenenaufgaben (weil und nur wenn sie es selber auch will). Das hat die Host angefangen, als sie dieses Kind noch für ihr „inneres Kind im Sinne von Freud“ und der „Kind-Ich-Überich-Theorie“ geglaubt hat. (Übrigens kann ich Freud nicht leiden – egal wie viel der drauf gehabt haben soll.) Alter hab ich gezittert, als das damals anfing. Kannst dir denken, dass ich das für eine ganz *** Idee gehalten habe – tja muss sagen, hab mich geirrt. Die macht das garnicht schlecht – jedenfalls ist sie wohl besser im Außen als ich und die Host, wenn es um soziale Sachen geht. Achja, deshalb schreib ich mal eine Warnung oben drüber… hoffe du kriegst die Antwort dann noch bzw. achtest da selbst auf dich.
Keine Ahnung, was man am Ende schreibt, wenn man überwiegend allein schreibt – ich schreib mal – bis denne. Ist halt nach der Klinik etwas *** mit Kommunikation. Sind aber dran und demnächst ist F. wohl wieder mehr da, um für uns und für sich zu sprechen…
A.
LikeGefällt 1 Person
Hallo Sonrisa,
danke für Deine erneut ausführliche Antwort. Da waren ganz viele wichtige Hinweise drin, über die wir noch nachdenken wollen. Ich hoffe, es führt jetzt nicht zu weit von Deinem ursprünglichen Blogeintrag weg. Ich will dennoch gern auf Deine Fragen eingehen.
„Gibt es bisher irgendetwas an Skills, das Dir in diesen Baggersituationen ODER mit den Krankenhaus-Albträumen hilft? Wenn ja: Was?“
Wenn Flashbacks kommen, sind wir schon ziemlich hilflos. Was manchmal hilft, ist beim Joggen zusätzlich Rhythmus-, Fingerspiele und Rechenaufgaben zu machen. Also bis zu 3 Sachen gleichzeitig. Das kann die Flashbacks erstmal verdrängen. Da wir jeden Morgen joggen gehen, können wir auch die Krankenhaus-Albträume so ganz gut wegschieben.
Einige Sachen helfen einzelnen Leuties, aber nicht allen. Ich (DjoDjo) habe ein Buch mit einer bunten Mischung aus verschiedenen Skills angelegt, geordnet nach verschiedenen Kategorien, in der Hoffnung, dass jeder von uns was findet. Und ich habe jedem von uns eingebläut, zu dem ich Kontakt habe, dass er*sie da rein guckt, wenn es Probleme gibt. Die meisten finden das Buch gut und machen jetzt sogar mit, liefern Bilder oder eigene Skills. Aber es gibt ein paar, die würden gerne tätlich zum Ausdruck bringen, dass sie das Skill-Buch und all diese Tipps von unserer Thera oder anderen Helfern verachten und Verabredungen nicht akzeptieren. Das führt dazu, dass wir diese Leuties nicht nach vorne lassen, um uns nicht zu gefährden, was in manchen Situationen sehr anstrengend und schwierig ist. Aber wie viel Kontrolle wir wirklich darüber haben, keine Ahnung. Also ja, es gibt inzwischen Skills, aber die Effektivität ist ungewiss je nach Person.
Wenn die Albträume nachts über uns kommen, sind wir aber völlig hilflos. Ich (DjoDjo) glaube, dass das schlimmer geworden ist, seit wir Medis bekommen, weil der Körper da zu müde ist, um bspw. kurz aufzustehen und sich zu sammeln oder so. Wir bleiben die ganze Nacht in den Träumen gefangen und kommen schlecht aus dem Bett. Aber immerhin schlafen wir jetzt überhaupt … Mit dem Medikament vorher kamen wir weder aus dem Bett, noch haben wir geschlafen. Davor sind wir richtig abgedreht, weil wir gar nicht geschlafen haben. Daher ist das jetzt ein Status Quo, aber kein richtig guter …
„Ich frag Dich das als Krankenhaus-Phobikerin: Wie kommst Du drauf, dass ausgerechnet in der Klinik der Platz ist, wo „abtransportiert“ wird und nicht „neu nachgeladen mit neuen Krankenhauserfahrungen“ – meine waren ja nicht so toll, ich hab ein Jahr gebraucht, um die Schäden aus dem Aufenthalt „abzutransportieren“. Aber vielleicht läuft das bei Dir ja besser. Würde es Dir wünschen! “
Das ist eine gute Frage. Damit sollte ich mal meine Thera konfrontieren. Ich weiß nicht, ob wir direkt eine Phobie haben, einige von uns wohl, wie es mir scheint. Dennoch: bisher sind wir immer gegangen, wenn wir mussten. In einer Psychiatrie waren wir allerdings noch nicht. Das kommt uns vor wie Krankenhaus Plus, weshalb wir uns gerade auch extrem disziplinieren, keine Dummheiten anzustellen. (Die Thera hat schon einmal mit Akut-Klinik „gedroht“, womit sie wohl Recht hatte. Seitdem sind wir brav wie ein Lämmchen gewesen. Die Frage ist, ob unterdrücken zielführend ist und ob es nicht irgendwann wieder rausplatzt.)
Wir wissen noch nicht viel über unser(e) Krankenhaus-Trauma(ta). Nur ein paar Bilder, Gefühle, Geräusche, Gerüche, die eindeutig Krankenhäusern zuzuordnen sind, aber keine konkreten Erinnerungen. Und irgendwie denke ich, die können nicht schlimmer als andere Traumata sein und es ist ja nicht gesagt, dass erstere zwangsläufig durch einen Klinikaufenthalt getriggert werden … Daher ist’s einen Versuch wert(?)
LikeLike
Ich beschäftige mich seit Jahrzehnten mit Psychologie, Psychosomatik und Bewusstsein und sage mittlerweile jedem meiner „Schützlinge“ bevor sie in die Klinik gehen „Denk dran, was sich bei dir nicht im inneren ändern kann, kann nicht durchs außen geheilt werden. Erwarte nicht zu viel. Das bewarheitet sich immer wieder. Viele gehen mit riesigen Hoffnungen da hinein und werden bitterlich enttäuscht, das sie hofften das andere ihnen den Weg zur Befreiung oder Heilung aufzeigen. Ich persönlich finde mittlerweile das das eigentliche Problem oft das ist, das da unbewusste Matrixmenschen mit Schulkenntnissen versuchen spirituelle Probleme zu klären. Das kann halt nicht klappen.
LikeLike
Hallo Katja, ich möchte nochmal zusammenfassen, was MEIN Helferumfeld mir damals an Text mitgab für die Klinik:
1. „Ohne Traumaexposition keine Heilung.“ und „Traumaexposition ist der sinnvollste nächste Schritt.“
2. „Wir sind die besten hierzulande!“ beim Aufnahmegespräch in der Klinik.
3. „Ohne Traumatherapie ist man als komplex traumatisierter Mensch nicht überlebensfähig.“ (Was irgendwie plausibel klang wegen meiner damals doch etwas außer Rand und Band geratenen Suizidalität.)
Du siehst: Mein „Begleittext“ der Fachleute war doch etwas anders, als Du beschreibst.
Ganz lieben Gruß,
s.
LikeLike
Hallo, deine Antwort lässt mich zur Blutdrucktablette greifen. Ich habe eine ganze Weile in verschiedenen Psychiatrien gelernt..und so viel was da von Fachleuten gesagt wurde, war eigentlich soo krank… auch meine Erfahrungen in normalen Krankenhäusern waren mit dem Personal eher schlecht. Ich glaube aber das die „neuen, jüngeren Generationen“ an Fachleuten wesentlich besser sind, als zu meinen Lehrjahren. Liebe Grüße Katja
LikeGefällt 1 Person
Hallo Katja, das Problem ist halt, dass der gesamte Berufsstand kollektiv sowohl glauben, als auch kommunizieren „muss“, dass er – und zwar er allein! – psychische Erkrankungen heilen kann. Würde er das nicht tun, rationalisiet er sich selbst weg. Wer geht noch zur Psychotherapie, wenn sie keine Heilung verspricht? Ich jedenfalls nicht – ich brauche keinen Seelenbalsam einmal pro Woche oder Sozialkontakt oder sonstwas – ich habe das alles im echten Leben (unbezahlt). Nachdem es keine guten objektiven Verfahren (also bildgebende Diagnostik vom Gehirn oder so, Empirie allein ist einfach nicht wissenschaftlich!) gibt, bleibt’s halt vage wie in der Religion.
Ich könnte definitiv nicht sagen, dass jüngere Fachkräfte im Psy-Bereich irgendwie „besser“ wären als ältere oder umgekehrt. Ich könnte auch nicht sagen, dass mein Aufenthalt in Kliniken vor 10 Jahren irgendwie besser oder schlechter gewesen wäre als die Aufenthalte 2018. Anders (z.B. hatte das Pflegepersonal 2018 viel weniger Interaktion mit Patienten, dafür habe ich 2018 viel mehr therapeutisches Einzel-Angebot auf der Akutpsychiatrie erhalten (eigentlich fast täglich Kunsttherapie, Psychotherapie etc und wochentags IMMER einige Minuten Arzt&Pflege morgens im Einzelsetting), das war vor 10 Jahren 50 min Psychotherapie pro Woche und ein Morgenkreis mit allen Patienten der Station (also nichts, wo ich auch nur ein Wort gesagt hätte). Fazit: Ich könnte nicht bestätigen, dass es da irgendeine Bewegung oder Tendenz im Psy-Wesen in eine Richtiung gäbe, dass heute irgendwelche Methoden oder Verfahren oder Medikamente zur Verfügung ständen als vor 10 Jahren. Ich erlebe es eigenlich als kompletten Stillstand.
Alles Liebe, s.
PS: Entschuldige wegen des Blutdrucks.
LikeGefällt 1 Person
Mich persönlich nervt in dieser Branche auch so einiges. Allerdings habe ich ja auch der Schulmedizin den Rücken gekehrt und auch der klassischen Psychologie. Mir fehlte da immer das ganzheitliche Betrachten des Menschen und die spirituellen Sachen.
Für mich ist Psychiatrie nur dann noch „gut oder geeignet“ wenn tatsächlich eine Krankheit zugrunde liegt, die man mit Schulmedizin heilen kann. Für alles andere gibt es heutzutage bessere Methoden. Mich nervt es auch, wenn alles plötzlich Krankheitswert hat, nur damit man sich als Person vom Fach profilieren kann. Es ist doch Unsinn zu sagen, z.B. das jede Person ein Geburtstrauma hat oder das auch die schönen Sachen plötzlich Traumas verursachen oder die Sachen die man sich wünschte aber nicht bekam.. usw usf. Du weisst sicher worauf ich hinaus will. Ich persönlich seh aber auch die Vergleiche die zu meinen aktiv da arbeitenden Zeiten zur jetztigen Zeit sind.. Und es wurde durchaus auch Fortschritte gemacht. Als ich zum Beispiel neu auf einer Station war, ich glaube das war im offenen Vollzug die psychiatrische Abteilung. Keine Ahnung wie sich das damals nannte, sagte man mir sofort, quasi als Merksatz „Egal wer von den Patienten hier, dir was erzählt, merk dir eins. Das ist ALLES gelogen. Die Lügen ununterbrochen und nichts was die sagen stimmt. Die erzählen alle nur Sch….“ . Ich hoffe zumindest das sowas heute nicht mehr Standard ist. Aber ich weiss es nicht…Meine Patienten haben damals auch im Morgenkreis nix gesagt, aber das hat auch niemand so recht erwartet.. Ich kenne so einige Leute die die akute so als Art „Kurhheim“ sehen und quasi ständig suizidversuche faken um erst mal 24 Stunde weg zu sein.. ach das Thema ist komplex.. denen darf man halt wirklich nichts groß glauben. Ich weiss schon das man darüber vermutlich 100 Jahre reden kann .. Kennst Du das Buch „wir behandeln die falschen“.
LikeLike