102 Heilungstheorien bei komplexer Traumafolgestörung

„Wodurch, denken Sie, können Sie ein bisschen heiler werden?“ stellt mir KR eine ihrer Fragen. „Vielleicht sollten wir den geplanten Weg (Anm. Traumainformation soll Richtung Alltagsteam verteilt werden) vorerst loslassen?“ fragt sie.

*kreisch* Nein. Sollten wir nicht. Warum nicht? Was also ich meine Heilungstheorie?

Meine Heilungstheorie ist… ähm…? Puh. Kann ich eine leichtere Frage? Vielleicht beschränke ich mich erstmal darauf zu überlegen, wodurch ich nicht glaube, heiler zu werden?

  • Ich werde nicht heiler dadurch, dass ich jemandem Traumainhalte erzähle – gemeinsames Aushalten, Ansehen, Anerkennen, Betrauern, ein menschliches Gegenüber für mein Leid – bewirkt bei mir: nicht viel, leider. (Das ist nur anstrengend und im schlimmsten Fall sogar peinlich, aber der erleichternde Effekt hinterher bleibt bei mir aus.)
  • Ich werde nicht heiler dadurch, dass mir eine Beziehung angeboten wird. Keine Therapeutenbeziehung habe ich jemals als stabil erlebt – wer das zu seiner Heilung braucht, sollte meiner Erfahrung nach ein Kind kriegen (super stabile Beziehung! …wobei das mit ganz viel Abhängigkeit und eigenen Bedürfnissen geliefert wird und selten eine breite Schulter für die Probleme der Mutter bietet – und wenn doch, stimmt die ersten 20 Jahre etwas mit der Beziehung nicht) oder einen Hund kaufen (der ist täglich verfügbar, nicht nur eine Stunde pro Woche; mit dem ist es aber ähnlich wie mit einem Kind, vielleicht ein bisschen abgemildert: der kann einen in den Schlaf kuscheln, während man sich ausheult). Ich bin ziemlich sicher, dass ein Beziehungsangebot (schon gar nicht eine gegen Bezahlung) allein mich nicht von einer komplexen Traumafolgestörung heilen kann – denn sonst hätte mich die Beziehung zu meinem Mann schon vor 20 Jahren geheilt. Oder die zu meinem Kind hätte mich geheilt. Oder die zu meinem Nachbarshund Fred. Oder die zu einer Freundin. Nein, sorry – diese Heilungstheorie passt für mich nicht. Ich finde diese Heilungstheorie unlogisch für die gesamte Menschheit: Im besten Fall hat jede Therapeutenbeziehung ein Ablaufdatum: nämlich das Projektende – eine geheilte Traumafolgestörung. Dann sehen wir uns nie wieder und wünschen uns gegenseitig ein schönes Leben. Wäre das nicht herrlich?
  • Werde ich heiler, wenn die Welt mir mit mehr Verständnis, mit mehr Rücksichtnahme begegnet? Würde ich heiler sein „in einer Welt ohne Trigger? Denn manche glauben das: Die Welt muss ihnen nur entgegenkommen – dann ist alles gut,“ erläutert mir KR eine weitere Heilungstheorie. Ich weiß nach wie vor nicht, was meine Trigger genau sind (die zu Wechseln führen). „Wie soll eine gemeinsame Welt ohne Trigger denn gehen, wenn jeder andere Trigger hat?“ frage ich mich. „Das geht ja nicht mal in einer hypothetischen Phantasiewelt. In einer solchen würde ich mir eine Welt ohne Verbrecher und ohne Kriege wünschen,“ damit wir in spätestens 100 Jahren frei von beinahe allen PTBS-Fällen sind. Die Welt ändern ist mir too much, irgendwie. Meine Änderungswünsche beschränken sich auf das Helferwesen und seine schädigenden Auswüchse (096), die man theorethisch „einfach“ beheben könnte, wenn man sich an einen Tisch setzen würde.
  • „Manche glauben, sie werden heiler, wenn jemand die Welt in ihrem Kopf versteht. Wenn ich mich nur genug hineindenke in Ihren Kopf, oder wenn ich weniger einsmenschhaft werde und mich dem annähere, wie Sie sind, dann würden Sie heiler,“ kommt die nächste Heilungsidee. *schreck* „Bloß nicht! Ich würde niemandem empfehlen, seine Festplatte so zu partizipieren wie meine! Es macht das Leben nur kompliziert. Ich wüsste nicht, wie mein Problem kleiner werden soll, wenn andere Menschen dasselbe Problem haben wie ich. Wie genau sollte ich davon profitieren? Wenn ein x-beliebiger Mensch mich hypothetisch 100% versteht? Ich denke nicht, dass das erforderlich ist, um hilfreich zu sein. Würde ich mir das von meinem Mann wünschen, dass er mein DIS-Gehirn 100% versteht? Ich denke nicht, dass das notwendig ist, dass man sich in irgendeiner Ehe 100% in den anderen einfühlt – gerade genug ist für eine Beziehung sicherlich hilfreich,“ antworte ich. …aber in einer Beziehung darf auch jeder bei sich bleiben, und kann trotzdem für den anderen hilfreich sein, denke ich. Vom Verstanden-Werden eines Therapeuten habe ich nichts – v.a. da bei Heilung der Therapeut aus dem Leben verschwindet. Ich erkäre (zögerlich) die Welt in meinem Kopf mit der Hoffnung, dann bessere Vorschläge und Ideen zu bekommen, als wenn ich die Welt in meinem Kopf nicht erkärt hätte. Aber das Verständnis allein bringt mir gar nichts.“

Das glaube ich alles nicht. Was glaube ich denn also?

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Ich glaube an den Heiligen Geist, oder wie man sonst jenes heilige Innerste in uns allen nennen möchte, die uns antreibt und jedes einzelne Lebewesen zu einem Wunder macht. Ich glaube an jene heilige Kraft, die mich immer wieder aufstehen lässt, wenn ich verzweifelt am Boden liege. Ich glaube an das Gute im Menschen, das neben dem Schlechten im Menschen existiert. Ich glaube an die Verantwortung jedes einzelnen, alles Mögliche zu tun, damit das Schlechte in uns den Kürzeren zieht. Seit einigen Monaten glaube ich an die Gemeinschaft der Traumatisierten, ich glaube an die gegenseitige Unterstützung. Ich glaube an die Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben, sofern es an einem besseren Ort als diesem stattfindet. Amen.


Und was ist nun meine Heilungstheorie? Insbesondere für mich?

Ich hege die Hoffnung, dass meine DIS-Systemcrashs irgendwann weniger heftig werden, wenn ich zwischen den Abstürzen meine Hausaufgaben mache: Wie geht man mit einem solchen System verantwortungsbewusst um? Welche Überlastungen gilt es zu vermeiden? Wie tankt das System Kraft?

Ich hoffe, dass die Auseinandersetzung mit Traumainhalten (zeitweilig belastend, aber) auf lange Sicht heilsam sein wird. Als ersten Schritt haben KR und ich vereinbart, erstmal rudimentäre Traumainformation im System (v.a. ans Alltagsteam) zu verteilen. Im Detail verspreche ich mir davon:

  • dass gegenseitige Rücksichtnahme (man kann das auch Vermeidung nennen, wenn man unbedingt will) besser möglich wird als bisher (weil das Alltagsteam recht hartnäckig kein Problem sieht und ein Leben auf der Überholspur leben mag, was andere überfordert),
  • dass die Starken im System mehr Verständnis für die Schwachen im System entwickeln lernen, diese überhaupt erst einmal „existieren dürfen“ und vielleicht in Zukunft bei Langzeitplänen berücksichtigt werden können,
  • insgesamt erhoffe ich mir daher weniger Druck im System – und damit 1. weniger dissoziative Symptome und PTBS-Symprome und 2. weniger häufige und weniger heftige Systemcrashs, als das in den Jahren 200x, 20xx und 2017/8 der Fall war, sowie weniger ein Überleben (wie halte ich meine Symptome gering, damit die (Lebens-)Zeit schneller vergeht?) und mehr Leben (und dabei Winnie Pooh).

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Und wie die Schritte nach Schritt 1 weiter gehen, werden wir sehen. Es wird kein Weg werden mit besonders viel Überblick oder Weitsicht. Es wird auch kein gerader Weg werden – ich glaube das ist mir eher klar als KR. In jedem Fall glaube ich an:

You get what you work for, not what you wish for.

Jap. Das ungefähr ist meine Heilungstheorie für mich. Also nochmal: Nein, wir sollten den eingeschlagenen Weg nicht loslassen. Darum.


Kommentar? Gern.

Beitragsbild: Ein einziger Regentag genügt – 11 mm Niederschlag und die Wüste blüht. Es braucht nicht viel…

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31 Kommentare Gib deinen ab

  1. Christiane sagt:

    Liebe Sonrisa,

    die Schritte, die du beschreibst, würde ich auch so gehen. Erst einmal mehr Verständnis und Rücksichtnahme innerhalb des Systems, um den Alltag samt Stress und DIS- bzw. PTBS-Symptomen etwas zu entschleunigen.
    Ein weiterer Punkt, der mir noch wichtig wäre, ist das Schaffen von Sicherheit innerhalb des Systems. Also, dass es im Innen niemanden gibt, der einzelne oder mehrere Ichs bedroht, bestraft oder gar schädigt. Das ist sicher nicht einfach zu erreichen. Aber wenn man Schritt 1 einigermaßen gut gemeistert hat, gibt es bereits eine vernünftige Kommunikation und ein besseres Miteinander und damit dann auch hoffentlich automatisch immer öfter das Gefühl von innerer Sicherheit.
    Ich bin davon überzeugt, dass wer sich in sich selbst sicher fühlt und Vertrauen in das Leben (also das, was uns am Leben hält) hat, genau das auch in der Welt draußen wiederfindet.
    Sicherheit im Innensystem zu schaffen, ist wohl der schwierigste Part auf dem Weg zum Heilwerden.
    Mir hilft immer wieder, mich im Jetzt zu halten und das, was mir im Alltag so begegnet (Menschen, Situationen, Gedanken, Gefühle), neutral zu betrachten. Insgesamt geht es um mehr Achtsamkeit im Alltag. So könnten auch einige der Trigger entdeckt werden, indem der Automatismus der Symptomatik, der damit verbunden ist, erkannt wird.
    Es sind immer wieder die gleichen Fragen, die ich mir stelle (sofern ich in der jeweiligen Situation daran denke. Das ist die Krux an der Geschichte. 😉 ):
    Was sehe, höre, denke, fühle ich?
    Wie fühlt sich das im Körper an? (hier ist die Körperwahrnehmung gefragt / Körper? Welcher Körper?)
    Wer fühlt das gerade?
    Welche Reaktion folgt darauf?
    Und ist die Reaktion der gegenwärtigen Situation angemessen oder ist es ein Ablaufschema aus vergangenen Zeiten?

    So ungefähr sieht aktuell mein Heilungsweg aus. Aber da ist ja jeder anders gestrickt. Ich bin selbst noch ganz am Anfang. Denn in der Theorie ist vieles einfach. Die Praxis jedoch bedeutet sehr viel Übung und Übung und Übung und noch mehr Übung.
    Auf jeden Fall stimme ich dir voll und ganz zu bei den Punkten, die nicht zu einer Heilung führen. Heilung kann nur in uns drinnen entstehen. Nicht durch äußere Umstände. Diese können Heilung höchstens begünstigen.

    Ich finde jedenfalls, dass du auf einem guten Weg bist. Mach weiter so. Du wirst den für dich passenden Weg finden.

    Lieber Gruß
    Christiane

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  2. MrsTingley sagt:

    Hallo sonrisa!
    Komisch, dass es im Reader nicht angezeigt wird… Aber so jetzt hab ich den Text ja gefunden!
    Ich habe auch irgendwie lange gedacht, dass Inhalte erzählen nichts bringt. Dann hatte ich plötzlich das dringende „Bedürfnis“, es irgendwie aus mir heraus zu bekommen, es irgendwie aus meinem System zu kriegen. Dann habe ich mich mehr oder weniger dazu gezwungen, Teile davon zu erzählen und es hat nichts außer unsagbar viel Stress und vielleicht sogar eine weitere „Verfestigung“ des Traumas gegeben. Ich mochte die Therapeutin, ich fühlte mich einigermaßen sicher (Innen beginnt es bei dem Wort hysterisch zu kichern – „sicher“ *pfffff*) und dachte, es wäre das richtige. Hört/liest man ja überall. Trauma erzählen, nochmals neu durchleben bla bla. Hat mir zu de Zeitpunkt nichts gebracht.
    Dann habe ich gedacht, dass ich da nie wieder drüber rede und also irgendwie selbst damit klar kommen muss. Was auch immer das heißt. Dann traf ich auf Frau Wunder und es ging sehr viel um mein Inneres System. Manche waren schneller, zu schnell. Manche boykottierten. Manche testeten (testen noch immer) aus, ob sie „gut“ ist. Es war nicht die Rede von erzählen. Schon gar nicht von erzählenmüssen. Wohl aber von erzählendürfen, wenn es sich irgendwann doch danach anfühlt. Viel mehr ging es darum, alle aus Innen irgendwie zueinander zu bringen, zu verstehen, wer was will/braucht/verhindert und warum.
    Damit kam dann das erzählenwollen. Aber ein echtes wollen. Von einigen. Andere waren dagegen. Und jetzt so ganz langsam, wird erzählt aber nicht (nur) um zu erzählen, sondern zu merken, dass es Unterschiede zu damals gibt, die ganz vielfältig und ganz „klein“ sind, die ich auch noch gar nicht richtig begreife, die aber irgendwie wirken.
    Aber es muss überhaupt nicht erzählt werden. Manches kann auch gar nicht erzählt werden.
    Und der für mich (und alle Innen) wichtigste Punkt: es wird immer wieder neu geguckt, was gebraucht wird und ständig wieder „justiert“. Frau Wunder und ich, wir haben keinen großen Plan und das ist das erste mal, dass tatsächlich etwas tief hilft. Dass ich nicht nach (Therapie-)Plan ablaufe und es auch nicht erwartet wird.
    Ich hoffe, KR kann auf dich/euch so eingehen, dass sie sieht, dass es nicht den großen Plan braucht. Dass Trauma nicht nach Lehrbuch „geheilt“ werden. Dass es auch geht, ohne dass *es* erzählt werden muss. Müssen schonmal gar nicht. An keiner Stelle, wie ich finde. Das einzige, was da sein muss, ist gegenseitiger Respekt und Bereitschaft.
    Ich bin glaube ich wirr in meinen Worten. Ich hoffe, du weißt, was ich meine, so ein bisschen zumindest. 🙂

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    1. Hallo Mrs. Tingeley,
      vielen Dank für den „Verlaufsbericht des Erzählenwollens“. 🙂 Ich würde sagen, ich bin an einem Punkt (nach über 10 Jahren), wo ich nicht mehr an Augen-zu-und-durch beim Annäherung an Traumazeug glaube. Eien solche Auseinandersetzung ist bei mir 100% emotionslos, rein faktisch (fürs Alltagsteam, das sich selbst nicht glaubt) und überfordert neu (einige andere hinterher). Deine Erfahrung, dass ERhählen irgendwas besser macht, kenne ich leider nicht.
      Bei mir ist es eher umgekehrt: Ich erlebe seit über 10 Jahren völlig planlose Therapeuten mir gegenüber – ich hab einfach die Nase voll davon (kein Plan für 2 EUR die min, oder auch: Ende des Geldbeutels). Dass ich nach einem Therapieplan ablaufen soll, hatte ich bei der Therapeutin mit den vielen Krankenständen jahrelang gar nicht; jetzt fällt es mir auf, dass das in der Klinik ganz stark da war (nicht ovn KR, aber von allen anderen), und ich das auch in die Intervalltherapie mit KR nun mitnehme: So ein Gefühl von: ich bin nicht „traumakonform“ genug? Oder ich bin eine „schlechte Traumatisierte“ und damit kommt dann auch so ein „man glaubt mir nicht“ zwischen den Zeilen (z.B. durch diesen ganzen Diagnosehäckmäck, den ich faktisch betrachtet als Kaffeesudlesen erkenne, aber andere aus ∑ich…) – und dann wieder lese oder höre ich Gleichdiagnostizierte und merke: wie bei mir, genau das denke ich auch, genau so reagiere ich auch, eigentlich „passe“ ich da total rein (nur bin ich für Fachleute wohl „zu funktional“? oder so?). Und das wiederum macht ein großes Zweifeln an der sogenannten „Fachwelt“ – wenn die so viel nicht wissen (dass Trauma AUCH SO sein kann), wenn sie keinen erkennbaren Plan haben, wohin wollen wir dann gehen gemeinsam?
      Ich erinnere nicht, dass eine Tehrapeutin mich jemals irgendwie genötigt hätte, etwas erzählen zu „müssen“, ich habe eher den Eindruck, das wird vermieden, vermiedne, vermieden – was ich auch verstehe zum Teil: Das belastet ja auch die Therapeutin.
      Du warst nciht wirr. 🙂 Danke und LG s.

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  3. mikesch1234 sagt:

    ich danke Dir herzlich.
    Sei umarmt, Hiltrud

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  4. sophie0816 sagt:

    Ich habs noch gar nicht zu Ende gelesen, aber die Frage im Kopf, was verstehst du unter dem Begriff Heilung? Was stellst du dir als Ergebnis von Heilung vor?
    Liebe Grüße
    Sophie

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    1. ja, das steht am Ende des Artikels. 🙂

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      1. sophie0816 sagt:

        ich habs gelesen. 😁

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  5. Birke(von)Zeitenmosaik sagt:

    Ich glaube ich wiederhole mich im Laufe der Zeit und der Kommentare, doch gerne schreibe ich hier nochmal meine Antwort auf die Frage: Wie glaube ich, dass ein bisschen heiler werde?
    Für mich geht es um eine Neu-und Umstrukturierung des Gehirns. Um wirklich neue, andere GehirnBahnen entstehen zu lassen. Und dazu brauche ich Beziehung. Bzw. ICH, funktional, brauche sie nicht. Ich habe Beziehungen, lebe Kontakte und wie du es als Beispiel mit deinem Mann beschreibst, dadurch werde ich nicht heiler. Doch wenn diejenigen GehirnRegionen bzw „die anderen“, die Angst haben, die unsicher sind, die nicht funktional sind, ähnlich wie Mrs Tingley es beschrieb, in einer Therapie neue Erfahrungen machen, fühlen, dass ihnen zugehört wird, fühlen, dass sie nicht mehr alleine sind, dann können dort neue Bahnen im Gehirn gebahnt werden und mehr und mehr vernetzen sich alle „Teile“ und einzelne neuronale NetzWerke wachsen zusammen . . Und somit werde „ich“ als GesamtSystem heiler. . Für mich ist dabei immer wieder das Stichwort: neue Erfahrungen machen. Doch die müssen wirklich von den jeweiligen „Anteilen“ selbst gemacht werden, denn deren GehirnRegion muss aktiv sein, um auch dort die Bahnen zu ändern und neue Wege zu trampeln. Und weil viele schwierige Erfahrungen damals in Bindungen passiert sind, ist es für mich ganz klar dass ich neue Erfahrungen am ehesten auch in Bindungen machen kann. Dass das keine Beziehung in einer Therapie für das Leben ist, ist mir ganz klar. Doch zum Nachreifen lassen für mein Gehirn, ist eine therapeutische Beziehung, wenn sie gut ist, vertrauensvoll und tragend, DAS HeilungsElement 🙂

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    1. Hallo Birke, ich finde es gerade spannend, was Dein Text mit mir beim Lesen macht. Ein Ich kann diese Umstrukturierung im Gehirn gut nehmen, findet das logisch, passt ja auch zu meinem oft erwähnten Bild von der partizipierten Festplatte. Ich aus ∑ich frage mich: Wie merkst Du, dass das Gehirn sich umstrukturiert hat? … dass 50% geschafft sind, dass 100% geschafft sind? … findet: „Ich will bitte ein anderes Gehirn, ein funktionaleres!“ ein bisschen science-fiction-mäßig? Also ein anderer Teil von mir hat Probleme beim Lesen (was nicht an Dir liegt ❤ ).
      Ich denke schon, dass ich im Kontakt mit meinem Mann sehr viel heiler geworden bin. Ich bin sehr sicher, dass er mehr Gutes bewirkt hat bei mir und Umlernen, als jemals eine Therapeutin hat oder könnte. Vertrauen betreffend, Rückhalt, sich verlassen dürfen etc. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass er mich im richtigen Moment umarmt. 🙂 Oder so.
      Ich überlege gerade… weil unsere Symptomatik ja auch recth unterschiedlich ist, oder? Mein gorßes Thema sind die Alltagsamnesien und die Schlafprobleme. Kannst Du mir da vielleicht nochmal erklären, wie eine Beziehung hier heilsam sein könnte? Vielen Dank im voraus, die nachdenkende s.

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      1. Birke(von)Zeitenmosaik sagt:

        Wie erklärst du dir Alltagsamnesien bzw. deine Schlafprobleme?? Bei Schlafproblemen würde ich zuerst fragen, ob es Innens gibt, die Angst haben vor der Nacht, ob welche aktiv werden, die sich an früher erinnern, die nicht gegenwartsorientiert sind?… Wenn dies eine Hypothese ist, dann würde ich hoffen, dass wenn genau DIESES Innen in der Therapie oder einer Beziehung da sein, wenn genau dieses Innen von diesen Ängsten erzählt, und dann einerseits die Welt erklärt bekommt, was Gegenwart ist und Hilfen erhält wie es sich nachts orientieren kann… wenn die Hand gehalten wird und die Angst einen Augenblick da sein darf… wenn es gesehen wird… dann -vermute ich- so wäre es jedenfalls hier, dann wäre es eine neue Erfahrung. Die Angst, die immer da war früher, wird heute gesehen, darf da sein… man ist gehalten… und DAS wird dort abgespeichert, aber dafür kann man nicht ÜBER dieses Innen und diese Ängste erzählen, sondern die Gehirnregion muss selbst aktiv sein, damit wirklich an dieser Gehirnregion angeknüpft werden kann mit den Reaktionen des Gegenübers, zum Beispiel einer Therapeutin… und dadurch entstehen neue Bahnen… ich würde also nicht sagen, so wie du es formulierst, wie eine Beziehung heilsam sein könnte, sondern wie eine neue Erfahrung geschaffen werden kann… und für MICH ist das leichter in einer therapeutischen Beziehung, weil es mir Vorbild ist, wie ich es auch später selbst hinbekommen kann… wirklich sorgend für diese „Anteile“ zu sein… (wie ich es letztens erlebte und beschrieb beim Plätzchen backen)… ganz kindlich, ganz konkret, ganz empathisch da sein, wenn diese „Innens“ auftauchen… Ich fühle es, wenn ein ängstliches Innen von außen versorgt wird und wenn es WIRKLICH diese Gehirnbahnen verändert und eine neue Erfahrung gemacht wird… das ist anders, als wenn ICH über ein Thema erzähle… (könnte-sollte-hätte Lust da nochmal eigenen Beitrag zu zu machen) 🙂

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        1. Hallo Birke, again: megaschwer. ich kann echt nur raten. DAs nicht schlafen erkäre ich (nach so vielen Jahren und dem TEsten und Verwerfen so vieler Hypothesen) mir über einen verselbständigten Funktionsmodus, der keinen Ausknopf mehr findet. Ich habe keinen Zugang zu „anderen aus ∑ich“, die vielleicht (?) Angst haben, würde aber eher schon sagen, abends ins Bett – das wird möglicherweise gemieden. Tagsüber schalfen ist sicherer (aber da hab ich keine Zeit dafür). Ich bin mir inzwischen sehr sicher, dass es ein Ich gibt, das morgens aufwacht und mit dem Tag nicht viel zu tun hat – das ist sehr … ähm … schräg.
          Die Amnesien – Erklärung? Hm. Ich hab da nicht wirklich verwertbare Daten dazu – außer je mehr STress, desto mehr Amnesien.
          Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich derzeit so fühle, als äwre ich im Dezemebr wesentlich weiter gewesen (auf einem sinnvollen Weg), als ich das derzeit bin.
          Gewalt von außen scheint das Alltagsteam auf den Plan zu rufen udn „die anderen“ versinken irgendwo irgendwie, kein Zugang, viele Amnesien, viel Bedarf an Me-Time, aber ein durch und durch schwammig-dumpfer Tag.
          Wenn deine Theorie stimmt, dann ist der aktuellel Vorschlag mit KR, nämlich dass sie mit einer Vertretung von mir, die für die Therapie „zuständig“ ist, arbeiten will, ja voll der Holzweg. Wäh. Zweifel überall…
          lg s

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        2. Birke(von)Zeitenmosaik sagt:

          Hi, verstehe ich es richtig, dass KR mit einem, also zum Beispiel wie man es liest manchmal in Büchern, „Host“ arbeiten will… der-die dann das System in der Therapie vertritt und sozusagen alleine alles ins System bringen soll? Alleine alles regeln soll für und im System?…

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        3. Ich weiß nicht genau, wie sie es meint. Ich habe dem sofort zugestimmt, weil ich keinen Plan habe und somit mich ohnehin auf ihren verlassen muss.
          Ich kann auch total verstehen, dass ihr das in der Klinik zuviel war, dass sich da mehrfach diese apokalyptische Scheibe vor ihr angeknipst hat – ich verstehe das, dass sie mir der nicht arbeiten will oder kann (kann ich auch nicht). Von daher – weiß nicht.
          Ich hab keinen Host. Das ist seit 18 Monaten Dauerthema udn stresst mich extrem, wenn wieder mal jemand daher kommt, der meint, ich müsste einen Systemhäuptling bestimmen – kann ich nciht. Und nein, cih kann nciht auf Kommando wechseln. Also ist diese Abmachung eh sehr zweifelhaft… ich kanns ja nicht steuern.

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  6. Pauline-s sagt:

    Ich erlebe das ähnlich wie Birke: Für uns sind neue, gute Bindungen/Beziehungen absolut lebensnotwendig und heilsam. Für uns sind auch therapeutische Beziehungen (wenn sie vertrauensvoll und ehrlich sind) mehr als reine „Projektverbindungen“. Und wir hatten mal eine Therapeutin vor vielen Jahren, mit der wir besonders zwischenmenschlich so wichtige, basale Dinge erlebt haben, dass sich der Kontakt auch nach Ende der gemeinsamen Arbeit bis heute gehalten und „verfreundschaftlicht“ hat. Steht wohl anders in den Therapeutenrichtlinien, ist uns beiden aber egal, weil wir uns einfach mögen. Wir haben unsere eigenen Regeln. Punkt. 🙂
    Mich interessiert, wie Du das konkret umsetzen möchtest, Traumainformationen im Alltagsteam zu verteilen? Wie sprecht/kommuniziert Ihr darüber miteinander? Wer entscheidet, was wohin verteilt werden soll? Wie wird abgeschätzt, was geht und was evtl. zu viel sein könnte? Wie grenzt Ihr das innerlich ein, dass bestimmte Infos nur bei bestimmten Innenleuten landen (Absicherung)?
    Viele Grüße!

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    1. Hallo Pauline-s, ich grüble, warum sich das bei mir anders anfühlt, als Birke und Du das beschreiben? (Oder negativer formuliert: warum ich hier schon wieder gefühlt aus der Reihe tanze?) – Ich merke heute, über 20 Jahre nach Verlassen meine Ursprungsfamilie, dass ich von dort „Beziehungsschäden“ mitgenommen habe, die teilweise bis heute wirken (z.B. in kurzen Aufflackern eines GEdanken). Ich denke, dass die Ehe mit meinem Mann mich da sehr viel nachlernen / nachreifen hat lassen (und ich heute solche Gedanke recht schnell und ohne großen Energieaufwand verwerfen kann). Es kann schon sein, dass die Beziehung mit meinem Mann das Definzit schon lange ausgeglichen hat, das andere viel später mit einerTehrapeutin ausgleichen müssen/wollen.
      DAzu kommt, dass ich mein ganzes Leben Freundinnen hatte (glücklicherweise, bin sehr dankbar), mit denen man nciht nur in Partylaune etwas andfangen kann… wo auch nächtelange Gespäche über Gott und die Welt gehen (wenn ich auch niemals etwas über meine (meine???) Gewalterfahrungen, „für die (ich) jahrzehntelang amnestisch“ war (wie meine Psychiaterin letztens in einem Bericht schrieb), erzählt habe). Ich denke also, am Beziehungssektor ist bei mir schon sehr viel repariert gewesen, bevor ich jemals Therapie begonnen hatte – daher glaube ich auch nciht, dass mich das allein heilen könnte.
      Vielen, vielen Dank für die Fragen im letzten Absatz… ich kann sie nicht mal schnell beantworten. Ich denke, das wird ein eigener Blogartikel, wenn ich eine Woche drüber gebrütet habe…? Alles Liebe, s.

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      1. Pauline-s sagt:

        Ja, eine glückliche Liebesbeziehung und vertrauensvolle Freundschaften können auch schon sooooo viel ausgleichen, das erlebe ich auch so. In einer helfenden/therapeutischen Beziehung kann meiner Erfahrung nach aber noch mal was Anderes stattfinden, was in „privaten“ Beziehungen weniger Raum bekommt: So etwas wie Nachnähren und auch ein bisschen eine Spiegelung von „mütterlicher/liebevoller Fürsorge“. Für uns war/ist das wichtig, dass wir immer wieder gespiegelt bekommen, wie das eigentlich geht, „da“ zu sein: Dass wir es wert sind, dass man uns unterstützt, dass wir es wert sind, dass sich jemand im Außen mit kümmert, dass wir nicht „zu viel“ sind, etc. Wenn wir das gezeigt bekommen, können wir es auch für uns selbst nachträglich lernen (uns innen gut versorgen, füreinander da sein, liebevoll miteinander sein…). Und diese Lernerfahrung können wir im privaten Umfeld nicht so deutlich machen, weil wir v.a. Traumainhalte, den damit verbundenen tiefen Schmerz, das Entsetzen, etc. dort weitestgehend ausklammern und fernhalten, bzw. nicht so besprechen (weil das für uns Therapieinhalte sind). Verstehbar?

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      2. Birke(von)Zeitenmosaik sagt:

        Hi, „nachreifen, nachlernen“ schriebst du… ich hatte auch (mindestens) zwei Frauen in dem Alter meiner Eltern, die mich über Jahre wirklich wirklich liebevoll begleitet haben… wie ich mir eine wirklich liebende Mutter vorstelle… mit ins Bett bringen abends, Licht aus machen. Mit im Arm weinen, auf dem Sofa kuscheln, bei Windpocken täglich versorgen etc… mich hat das auch „nachreifen“ lassen… und auch in sehr guten langjährigen Freundschaften habe ich „nachgelernt“. Doch ich für mich unterscheide dort, weil MEINE Gehirnregion hat „nachgelernt“… viele viele „Innens“ bzw. andere „Gehirnregionen“ hatten bisher nie die Chance „nachzureifen“, weil sie in Kontakten nie aktiviert waren, die „Innens“ nie da waren… und DAS sehe ich als den Unterschied zwischen einer langjährigen suuuuper Ehe bzw. suuper „Mutter-Ersatz-Beziehung“ oder engster Freundschaft und der Beziehung zu einer Therapeutin. Dort, wenn diese Innens da sein dürfen, erfahren sie, vielleicht zum ersten Mal, dass sie Angst zwar haben dürfen, und damit gesehen werden, und gleichzeitig diese aber nicht mehr zu haben brauchen… dass sie überfordert sein dürfen, dass sie sich zeigen dürfen, Hilfe holen, Hilfe annehmen… alles, was ICH im Außen durch mitmenschlichen Kontakt „nachlernen“ konnte, darf dort in den Gehirnregionen, bei diesen „Innens“ nun reifen, doch dazu müssen sie da sein dürfen… die Gehirnregionen „aktiv“ sein, damit in IHREM neuronalen Netzwerk neue Bahnen und neue Erfahrungen gespeichert werden… Es ist also ein bisschen so, als ob all die Erfahrungen, die ICH bereits nachlernte bzw. „funktional“ beherrsche, im Innen aber noch nicht ausgebildet sind… und jetzt, wo die „anderen“ da sein dürfen, da machen sie Erfahrungen, neue Gehirnbahnen entstehen und die verknüpfen sich mehr und mehr irgendwann mit meinen Bahnen… und es wird „eins“ bzw. „einser“… bzw. erst einmal wird jede Einzelne gegenwärtiger… sich sicherer fühlend…

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        1. Puh, das ist echt ein schwieriges Thema für mich… Danke fürs Erzählen, Birke… Mein Mann hat mir das mehrfach gesagt seit der Diagnose: Er hat kein Problem, mit „anderen“, als wir United States of Tara geschaut haben und ich einen „Oh nein, OMG!“ Schreianfall bekam in der Folge, als Tara mit der Kindergeburtstagskrone im Restaurant ist und Max ist total lieb zu ihr – genau da hat er meine Hand genommen und gemeint: So schlimm wäre das nicht, für ihn wäre das kein Problem oder so ähnlich. Und mein Mann meint die Dinge, die er sagt…
          Also da hätte ich eher das Gefühl, dass sowas sein darf… oder in der Ergo auch… aber sonst halt nicht… Naja. Ich hab ja noch 40 Lebensjahre zum Lernen oder so? 😀 Alles Liebe s.

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        2. Birke(von)Zeitenmosaik sagt:

          Ja, das ist meine Erfahrung… wenn es sein darf… in der Psychotherapie, in der Ergo, in eins zwei drei Freundschaften… dann… dann geschieht Heilung, bzw. erstmal mehr Gegenwärtigkeit… und es fällt mir-uns auch sooo schwer, es zuzulassen, dass da „andere“ sind, die mal gesehen werden möchten… heute Tränen der Überforderung in der Ergo… doch wenn mit „ihr“ dann gesprochen wird, kann sie sich beruhigen… und Überforderung ist nicht mehr so schlimm… sie hat verinnerlicht, dass sie immer wieder in der Ergo davon erzählen darf, wenn sie-wir-man überfordert ist… das ist doch großartig!!

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  7. Wir schließen uns Birke und Pauline-s an. Mit einem Alltag Anteil Therapie zu machen ist bei uns nicht hilfreich gewesen. Alle müssen da sein dürfen. Und wer auch immer da ist, darf sein und sagen was ihm wichtig ist. Und es ist unglaublich wichtig für ALLE Anteile angenommen, getröstet, aufgeklärt, gesehen usw. zu werden. Das kann unser Mann gar nicht leisten, erst recht nicht wenn diese Innens mit den schmerzvollen unaushaltbaren Gefühlen und Geschichten da sein sollen dürfen. Da verfällt unser Mann in eine Ohnmacht und will nur noch flüchten. Das geht nur mit Thera. Und die muss dann auch empatisch sein und hilfreich und nicht etwa auf Distanz gehend, weil das kennen wir alle, das ignoriert werden in nicht funktionalen Situationen. Jeder muss in der Tat lernen, dass es okay ist Menschen zu vertrauen, dass nicht jeder ein Täter ist, dass man ihnen glaubt, dass sie okay sind auch ohne etwas zu tun, was grenzüberschreitend ist. Und dass sie nicht mehr Schweigen müssen, dass reden nicht mehr bestraft wird, sie sich von der Seele reden können, was sie täglich quält, ihnen wirklich geholfen wird… Und sie fühlen dann endlich Hilfe weshalb sie etwas weniger in Erscheinung treten, nicht mehr schreien müssen, nicht ständig beschützen mit Wut und Verzweiflung, nicht mehr im Geheimen leiden müssen, nicht mehr den Schlaf als Gefahr sehen und ihn deshalb auch nicht mehr verhindern, sich nicht mehr betäuben brauchen, weil es wieder okay ist…

    Aber ich gehe auch voll mit Christiane und dies bezüglich auch euch überein. Gute Kommunikation der Anteile untereinander ist sicher nötig, damit wir im Alltag besser zu recht kommen, mehr auf einander eingehen können, Rücksicht nehmen können, uns gegenseitig nicht Schmerzen zufügen usw. Wie soll denn Selbstverletzungen aufhören, wenn welche glauben andere bestrafen zu müssen? Wie können wir uns nicht dauernd überlasten oder funktional sein, wenn jeder ohne Rücksicht seinen Willen durchzusetzen will? Wie sollen wir ne Entscheidung treffen, wo alle mit leben können ohne solcher Kommunikation?
    Das muss irgendwie aufgebaut werden hier. Aber das ist mir nur selten möglich. Oft fehlt das wie, oder ein Mitgefühl, oder Verständnis. Oder es fehlt die Kraft, man will die nicht hören, will es oder sich selbst abstellen, betäuben, ablenken. Man muss die ja auch selbst jeweils aushalten können, oder die Verachtung und Hass gegenüber welchen hier abbauen. Denen erlauben sein zu dürfen, ihnen zeigen, sie sind erwünscht. Das sind so Dinge, wo ich nicht die geringste Ahnung habe, wie das möglich werden soll! Aber genau das braucht es hier um miteinander Hand in Hand zu gehen und sich eben nicht gegenseitig zu bekämpfen oder zu ignorieren. Das muss erlernt werden, braucht ein Vorbild, Erklärungen, einen Vermittler. Weil echt, ich kenn ja nicht mal alle, wie soll ich mit ihnen denn reden?
    Alles das ist harte Arbeit! Langwierige Arbeit!
    Es bracht eine Therapeutin, die all die Gefühle voller Schmerz, Leid, Verzweiflung, Trauer usw. aushalten kann und darauf entsprechend liebevoll und empatisch reagiert. Eine furchtlose Thera, die den Täterintrojekten die Stirn bieten kann und sie überzeugen kann von der Wahrheit und davon die Seiten zu wechseln. Eine, die wie ein Botschafter unparteiisch sein kann und wirklich gut vermitteln kann. Eine die sehen kann, was dem System als ganzes hilfreich ist, was noch warten muss, oder eine Schubser braucht, damit man in die richtige Richtung, in die Gänge kommt… Damit das Grundvertrauen aufgebaut werden kann, damit man heilen kann.
    Und nein, es geht nicht, um eine langfristige Beziehung, das ist klar. Aber wir wurden durch Menschen verletzt und diese Wunden können nur durch Menschen wieder versorgt werden.
    Wer nie gesehen wurde, außer beim Missbrauch, der kann nur heilen, wenn er gesehen wird und ihm dabei etwas gutes passiert. Und das geht eben nicht im „ich mach alles Selber und am besten alleine mit uns aus“.

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    1. DAnke für Deinen Text. Das klingt für mich alles sehr verständlich. Wenn ich vergleiche „es braucht eine Therapeutin…“ dann wie schon oft gesagt: Ich habe niemals eine soche kennengelernt, lebe aber ganz offensichtlich in einer unterversorgten Region. Und bis dahin muss ich halt alles selbst machen und allein mit mir aus. Oder nicht? lg s

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      1. Hmm, ich glaube, ich würde meine Fühler für die Suche weiter strecken und eventuell sogar Umzug anstreben, wenn ich dann eine gefunden hätte.
        Ich habe für eine Therapeutin mal ne Wohnung in Hamburg gemietet und habe bei ihr tägliche Intensiv Therapie über mehrere Stunden gemacht, auf eigene Kosten damals. Und es brachte mir 2, 3 Jahre Ruhe vor meinen „Geistern“, Depressionen und Flashbacks.
        Sie therapiert heute nicht mehr.

        Bis dahin aber, klar, muss man selbst alles machen was geht.

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        1. Wir haben hier letztes Jahr eine Wohnung gekauft und eine weitere Immobilie. Mein Mann und ich arbeiten hier – und er kann jobtechnsich nicht in jeder x-beliebigen Stadt arbeiten. Mein Kind geht hier zur Schule. Es geht nicht so einfach.

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        2. Ja, das verstehe ich.
          Vielleicht eine längere Fahrt dann in Kauf nehmen und (für mich hörte es sich an ,als wärst du Selbständig im Job) sich an dem Tag der Therapie paar Stunden frei dafür nehmen?

          Sind ja nur spontane Ideen. Und gerade taucht der Spruch auf: wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Vielleicht bedarf dieser Opfer, aber wenn der Druck stark genug ist, dann ist der Wunsch sicher vorhanden.
          Nur habt ihr gerade auch viel negatives erlebt im Psywesen, vielleicht will man unbewusst lieber nichts mehr mit zu tun haben…

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        3. Hallo vmn, ich habe seit 2016 den gesamtenn Therapietag frei, weil die Anfahrt so weit ist und ich da selten arbeitsfähig raus gehe. Ich kann ja am WE nacharbeiten.
          Ich hab wahrscheinlich zu viel Wille und zu wenig Weg.
          Ja, mit Helfersch§$% will ich nichts zu tun haben – suche immer noch eine einigermaßen vernünftige Person im Psy-Wesen (die sich an Gesetze und Vereinbarungen einigermaßen hält und frei von Helferwahn für den Anfang – würde ja schon reichen…). lg s

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        4. Ach menu, ich wünschte, es gebe wirklich mehr und bessere Hilfe für uns alle.
          Das Problem mit den Theras ist ja nicht nur bei euch, oder uns.
          Wir müssen auch wieder suchen, weil unsere aufhört.
          Es ist echt zum Mäuse melken!
          Wünschen euch ganz viel Erfolg und Heilung, von Herzen.

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  8. Die Sturmreiter sagt:

    Hallo S,
    Jo, ich sehe das genau wie Birke.
    Klar hat man Ehe, Freundschaften und Kinder und man lernt dort ne Menge.
    Aber ma ehrlich – wer wuppt das da draußen?
    Genau! Das ALLTAGSTEAM.
    Und wer guckt immer in der Röhre?
    Genau! Die SCHWIERIGEN.
    Aber wer hätte es am Nötigsten und wird immer beiseite geschoben, weil zu anstrengend, zu nervig, weil oh zu schrecklich?

    Also ich kann mich nicht beschweren, ich gehör zum ALLTAGSTEAM, aber ich schreib das hier ma für die, die sich keiner anhören will.
    Kann man sogar verstehn, weil anstrengend sind die wirklich, nix für ungut, Leute 🙂

    Aber nix desto trotz sind es die, mit denen man sich unbedingt auseinandersetzen MUSS, wenns ma irgendwann besser werden soll.
    Finden wir. Kann ja bei anderen ganz anders sein.
    Bei uns wirkts jedenfalls. Zumindest bei manchen. Sind wir auch noch lange nicht mit durch.
    Was bei uns geholfen hat:
    Finde raus, was derjenige wirklich will. Was er sich mehr wünscht als alles andere.
    Und wenn es irgendwie möglich is, gibs ihm.
    Ich weiß, das geht nicht immer und bei jedem, weil die Wünsche vlt einfach wirklich nicht gehen. Ich denk da jetzt ma an Selbstverletzung und so. Is nicht im Angebot.
    Aber es is immer ne Überlegung wert.
    Es kostet Arbeit und evtl. Überwindung, aber man glaubt ja nich, wieviel Ruhe ein zufriedener Innie ins System bringen kann.
    Und ja, die wichtigste Arbeit wird Innen geleistet.
    Und daher zum Schluss noch was, was unsere Beraterin gesagt hat, die bis jetz hilfreicher is als alle Theras zuvor:
    IHR BRAUCHT UNBEDINGT EINE SICHERE BINDUNG! UND ZWAR IM INNEN, UNTEREINANDER!
    Amen
    Und daran arbeiten wir.
    A

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    1. wow. Danke! Was für ein toller Text. 🙂

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  9. Ju sagt:

    Ich finde den ganzen Austausch und die Sichtweisen zu diesem Thema hier ja absolut großartig. Viel Futter fürs Hirn, gerade wenn man sich ganz aktuell die Frage mal wieder stellen muss, was einem wirklich hilft – akut und eben auch langfristig. Danke an Euch alle! Es ist mir gerade ein Anker, (von) Euch lesen zu können. Selber inhaltlich dazu was zu schreiben, geht gerade leider nicht.
    Sorry fürs Schreddern, S.!
    LG

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    1. Das freut mich sehr zu lesen, Ju! Akut und langfristig… ja… Oder auch: Welche Erfahrungen würde ich gerne machen und wo kann ich sie (risikoarm) machen? – das finde ich auch ganz wichtig.

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